Chemotherapien auf dem Weg zur Randerscheinung, Therapien werden an den Patienten angepasst, umfassende Informationen beim "2. Linzer Patientinnen Krebskongress".
Leben mit Krebs wird künftig immer öfter möglich sein. Verantwortlich dafür, dass die Krankheit zumindest ein bisschen von ihrem Schrecken verliert, sind Therapien, die in den vergangenen Jahren neu entwickelt wurden. Sie sollen bösartige Tumore zielgerichtet bekämpfen. "Die Krebssterblichkeit ist in den vergangenen 25 Jahren um 21 Prozent gesunken", sagt Onkologe Christoph Zielinski, Leiter der Universitätsklinik für Innere Medizin im Wiener AKH. Die Palette der Behandlungsmöglichkeiten ist in jüngster Zeit durch immunologische Tumortherapie maßgeblich erweitert worden.
Maßgeschneiderte Therapie
Die ersten zugelassenen Präparate haben sich im klinischen Einsatz bewährt, neue Substanzen befinden sich in einem fortgeschrittenen Stadium der Entwicklung. Wesentliche Fortschritte gibt es darüber hinaus in der so genannten "personalisierten Medizin", bei der es darum geht, die optimale Therapie-Kombination für die betroffene Person zu finden.
Enorme Erfolge bei Brustkrebs
Wurde Krebs früher nur nach Organen unterschieden, differenzieren Mediziner jetzt auch nach dem molekularbiologischen Muster der bösartigen Zellen. Beispiel Brustkrebs: Hier gibt es mehrere Unterarten, die verschiedene Behandlungen erfordern. Wie erfolgreich diese Einordnung ist, besagen folgende Zahlen: In den frühen 1980er-Jahren lebten zehn Jahre nach der Brustkrebs-Diagnose noch 60 Prozent der Patientinnen, heute sind es 90 Prozent.
Weniger Chemotherapien
52 Präparate gegen Krebs sind im vergangenen Jahr in den USA registriert worden, nur fünf davon waren Chemotherapeutika, sagt Krebs-Experte Christoph Zielinski. Dies würde ein Umdenken im öffentlichen Bewusstsein erfordern. Krebstherapie bedeutet bereits jetzt und vor allem in Zukunft nicht mehr zwangsläufig Chemotherapie mit all ihren gefürchteten Nebenwirkungen wie Haarausfall und Übelkeit. Injektionen und Tabletten mit andersartigen Folgeerscheinungen würden die "alte" Chemo immer mehr ablösen.
Mehr Zeit für Gespräche
"Als ich vor 20 Jahren als Onkologin begonnen habe, hat es etwa ein Dutzend Medikamente gegeben. Brustkrebspatientinnen sind damals ähnlich behandelt worden wie Lungenkrebspatienten. Das ist jetzt völlig anders", sagt Gabriela Kornek, Leiterin der Cancer School CCC Vienna und Präsidentin des Vereins "Leben mit Krebs". Weil die Therapie ganz und gar auf den jeweiligen Patienten abgestimmt wird, braucht es für das Gespräch zwischen Arzt und Patient viel mehr Zeit, die der Mediziner allerdings nicht unbedingt hat.
Lebensstil beeinflusst Risiko
Nach Ansicht vieler Forscher wären viele bösartige Tumore vermeidbar. Vorausgesetzt, Menschen würden nicht rauchen, auf Alkohol verzichten, auch ihre Ernährung achten, Sport treiben und immer schlank bleiben. "Das Schicksal spielt natürlich eine Rolle, aber man kann es stark beeinflussen", sagt Rudolf Kaaks, Leiter der Abteilung Epidemiologie von Krebserkrankungen am Deutschen Krebsforschungszentrum.
Raucher leben sehr gefährlich
Rauchen ist, so meinen die Wissenschafter, für etwa jeden fünften Krebsfall verantwortlich. Bei Lungen-, Rachen-, Speiseröhren und Blasenkrebs sei der Anteil sogar noch viel höher. Dazu kommt, dass Lungenkrebs sehr oft tödlich ende.
3. Februar 2016
Foto: shutterstock