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Bei einem Mann wird Blutdruck gemessen

Herzschwäche nicht auf die leichte Schulter nehmen

Wer in eine der Risikogruppen fällt, sollte um die Symptome einer möglichen Herzschwäche wissen. Eine rasche Diagnose ist entscheidend für Lebensqualität und Lebensdauer. Vorbeugend ist ein gesunder Lebensstil in jedem Fall sinnvoll. 

Herzschwäche (Herzinsuffizienz) greift immer mehr um sich. Mindestens 300.000 Menschen in Österreich sind daran erkrankt. Betroffene leiden an schlechter Lebensqualität. Im fortgeschrittenen Stadium führt die Erkrankung oft in kurzer Zeit zum Tod.

Unter Herzschwäche versteht man eine krankhaft verminderte Pumpfunktion (systolische Herzinsuffizienz oder Herzmuskelschwäche). Das Herz nicht dann mehr in der Lage, eine für die Sauerstoffversorgung ausreichende Menge Blut durch den Körper zu pumpen.

Aber auch eine gestörte Füllung des Herzens bei normaler oder gar gesteigerter Pumpfunktion kann Herzschwäche auslösen. In diesen Fällen fließt nicht genügend Blut in die linke Herzkammer (diastolische Herzinsuffizienz). 

Ursachen und Risikogruppen 

Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen (z.B. Diabetiker) bzw. körperlichen Eigenschaften besitzen ein erhöhtes Risiko einer Herzschwäche. Dazu zählen Menschen mit:

  • Bluthochdruck
  • Koronarer Herzkrankheit, Herzinfarkt
  • Herzrhythmusstörungen, Herzklappenfehler, Erkrankungen am Herzbeutel. Arteriosklerose (Arterienverkalkung)
  • Diabetes: Diabetiker entwickeln häufig eine diastolische Herzinsuffizienz. Denn sie haben ein erhöhtes Risiko von koronarer Herzkrankheit und Herzinfarkt, die dann wiederum zu einer Herzinsuffizienz führen kann. Andererseits dürfte erhöhter Blutzucker den Herzmuskel schädigen.
  • Stoffwechselstörungen, Übergewicht
  • Erblicher Vorbelastung: Gibt oder gab es Familienmitglieder mit Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems, bedeutet das ein gewisses Risiko, selbst anfällig für Probleme des Herzens zu sein.
  • Lungenerkrankungen
  • Schilddrüsenstörungen
  • Auch ein hohes Alter ist ein Risikofaktor, weil sehr viele betagte Menschen unter mehreren körperlichen Problemen oder chronische Erkrankungen leiden

 

Herzschwäche ist meist eine Folge einer anderen (Grund-) Erkrankung. „Vor allem Bluthochdruck und Diabetes greifen um sich, immer mehr Menschen sind davon betroffen. Das liegt einerseits daran, dass wir immer älter werden, und andererseits handelt es sich um Wohlstandserkrankungen. Wir leben im Überfluss, essen zu viel und bewegen uns zu wenig“, sagt Prim. Univ.-Prof. Dr. Martin Clodi, Abteilungsvorstand Innere Medizin am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Linz. 

Symptome erkennen 

Viele Menschen wissen nichts von ihrer Herzschwäche. Umso wichtiger ist es, die Beschwerden dieser Erkrankung zu kennen, um sie behandeln lassen zu können.

Das Hauptsymptom ist die Atemnot. Die Herzleistung ist zu schwach, um körperliche Belastungen ohne Probleme zu bewältigen. „Oft bemerkt man seine Schwäche und die Atemnot beim Stiegen steigen. Man hat das Gefühl, dass einem die Luft ausgeht und dass man nicht mehr kann“, sagt Clodi.

 

Weitere Merkmale sind:

  • Ödeme, Geschwollene Beine und Wasseransammlungen in den Knöcheln
  • Allgemeine Erschöpfung, Müdigkeit
  • Lungenbeschwerden
  • Nächtliches Wasserlassen
  • Blaufärbung der Schleimhäute durch Sauerstoffmangel
  • Venenstauung (zum Beispiel am Hals)
  • Stauungsleber
  • Stauungsnieren
  • Entzündung der Magenschleimhaut
  • Herzvergrößerung
  • Eventuell Herzrhythmusstörungen.

 

Viele Symptome sind unspezifisch, sie werden fälschlicherweise oft einer anderen Erkrankung oder „dem Alter“ zugeschrieben und mit normalen Altersbeschwerden (z.B. Abnahme der körperlichen Leistungsfähigkeit oder Schwellungen der Knöchel) verwechselt. 

Diagnose 

Eine Verdachtsdiagnose wird in der Regel aufgrund der oben genannten Symptome (Atemnot etc.) gestellt. Im Anschluss an die klinische Untersuchung und Anamnese (Gespräch) wird ein EKG erstellt, das Herz mittels Ultraschall untersucht und eine Blutprobe im Labor ausgewertet (Blutwerte und Biomarker liefern wichtige Hinweise).

Mit diesen Mitteln kann eine eindeutige Diagnose gestellt und auch der Grad der noch vorhandenen Herzleistung bestimmt werden. Vor allem bei jüngeren Menschen wird eine Herzschwäche in der Regel rasch erkannt und diagnostiziert. Bei Senioren dagegen bleibt eine Diagnose oft aus, weil man das Herzproblem wegen der Vielzahl an Erkrankungen und körperlichen Problemen (Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes etc.), an denen alte Menschen oft gleichzeitig leiden, nicht erkennt und oft auch nicht genügend danach forscht.

Eine rasche Diagnose wäre aber auch bei alten Menschen wünschenswert und nötig, um geeignete Maßnahmen einleiten zu können. „Das ist deshalb so wichtig, weil man heute mit einer guten Therapie viel erreichen kann, die Patienten gewinnen dadurch deutlich an Lebenszeit und Lebensqualität. Damit könnte man die hohe Mortalität deutlich senken“, sagt der Facharzt für Innere Medizin. 

Therapiemöglichkeiten 

Neben Medikamenten ist der persönliche Lebensstil für die Herzleistung entscheidend. Selbst der bereits eingeschränkte Herzmuskel lässt sich durch körperliche Aktivität und gezieltes Training der Ausdauer stärken und trainieren. „Studien belegen, dass das wesentliche Vorteile mit sich bringt und dass man sein Herz durch Bewegung kräftigen kann. In welcher Intensität man trainieren kann, sollte man aber unbedingt mit einem Arzt vorher besprechen“, sagt Clodi.

In den meisten Fällen ist eine medikamentöse Therapie nötig. Primar Clodi: „Liegt eine diagnostizierte Herzschwäche vor, ist in vielen Fällen eine hochdosierte Therapie mit Medikamenten hilfreich und auch nötig. Tatsächlich sind viele Patienten jedoch untertherapiert, das heißt sie bekommen zu niedrig dosierte Medikamente oder es fehlt ihnen das Verständnis oder die Bereitschaft, die Medikamente über den nötigen Zeitraum konsequent einzunehmen. Nicht alle Patienten nehmen ihre Diagnose ernst genug, manche unterschätzen die Erkrankung und ihre Auswirkungen. Es gibt auch Patienten, die eine Hochdosis-Therapie nicht vertragen. Patienten mit schwerer, fortgeschrittener Herzinsuffizienz sollten in Spezialambulanzen behandelt werden.“ 

Vorbeugung und Vorsorge 

Die Vorbeugung einer Herzinsuffizienz besteht darin, auslösende Herzerkrankungen zu behandeln und das Herz durch eine gesunde Lebensweise zu schützen. Um Herzschwäche vorzubeugen, ist es sinnvoll, möglichst viele Risikofaktoren zu reduzieren. Ein gesunder Lebensstil ist die beste Vorbeugung, um die Herzschwäche und die Vorerkrankungen zu vermeiden oder zumindest hinauszuschieben. Dazu zählen:


  • Körperliche Aktivität: aktiver Lebensstil, möglichst viel Bewegung im Alltag, wenn möglich mehrmals pro Woche die Ausdauer trainieren
  • Normalgewicht
  • Blutdruck messen und wenn nötig (konsequent) medikamentös behandeln
  • Blutzuckerwerte messen und gegebenenfalls behandeln
  • Cholesterinwerte messen
  • Gesunde Ernährung (wenig Fett, viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukte)
  • Nicht rauchen, wenig Alkohol
  • Psychische Stressfaktoren in Grenzen halten.
  • Regelmäßige Vorsorgeuntersuchung.

 


Dr. Thomas Hartl

Mai 2016


Foto: shutterstock


Zuletzt aktualisiert am 13. November 2020