Laboruntersuchungen tragen dazu bei, Erkrankungen zu erkennen. Die ermittelten Werte liefern wichtige Hinweise auf den Gesundheitszustand. Bei Werten außerhalb des Normalbereiches ist Panik fehl am Platz, denn gewisse Abweichungen bedeuten nicht automatisch, dass man krank ist. Zudem muss die Möglichkeit von falsch ermittelten Werten im Auge behalten werden.
Laboruntersuchungen sind fester Bestandteil der Schulmedizin, sie spielen eine zentrale Rolle bei der Diagnose von Krankheiten und der Kontrolle von Therapieerfolgen. Im Labor lassen sich Blut, Harn, Stuhl, verschiedene Körperflüssigkeiten, Punktionsflüssigkeit, Knochenmark, Fruchtwasser etc. untersuchen.
In den meisten Fällen wird Blut untersucht. Die Vorteile liegen auf der Hand: Eine Blutabnahme ist einfach und schnell erledigt und belastet die Patienten viel weniger als ein invasiver Eingriff, wie etwa eine Gewebsprobe.
Blutbild – Begriffe
Mediziner verstehen unter dem Begriff „Blutbild“ nur die Untersuchung der Bestandteile des Blutes. In der Bevölkerung versteht man diesen Begriff weiter, man zählt dazu auch die Untersuchung weiterer Werte wie etwa Cholesterin. Je nach Situation wird entweder ein kleines oder ein großes Blutbild erstellt. Ein großes Blutbild setzt sich aus einem kleinen Blutbild und einem Differentialblutbild zusammen. Die Bedeutung der einzelnen Werte kann man hier nachlesen.
Aussagekraft des Blutbildes
Ob ein Blutbild eine Aussage über den Gesundheitsstatus eines Patienten machen kann, hängt immer von der Fragestellung ab: Ein Patient sit zum Beispiel ständig müde und die Laboruntersuchung soll einen Grund hierfür finden. Stellt sie dann tatsächlich eine Blutarmut fest, so liefert sie eine plausible Erklärung für das Symptom.
Geht man dagegen zum Beispiel der Frage nach, ob der Patient möglicherweise Krebs hat, dann kann eine Blutuntersuchung bestenfalls Hinweise liefern, Beweise liefert sie keine. „Man kann an Krebs leiden, aber ein unauffälliges Blutbild haben. Wie aussagekräftig ein Blutbild ist, hängt immer mit der zu untersuchenden Frage ab. In vielen Fällen ergibt das Blutbild nur einen Teil des Puzzles. Eine Diagnose lässt sich nur eindeutig stellen, wenn man weitere Untersuchungen in die Beurteilung miteinfließen lässt“, sagt Oberarzt Dr. Holger Rumpold, Facharzt für Innere Medizin und Onkologie im KH der Barmherzigen Schwestern Linz.
Normale und abweichende Werte
Bei der Beurteilung der Laborwerte wird der sogenannten Normal- oder Referenzbereich zur Hilfe genommen. Die Werte liegen in einem Bereich, der als unauffällig gilt.
Werte, die den Normal- oder Referenzbereich deutlich über- oder unterschreiten, nennt man krankhaft verändert oder pathologisch. Ein Abweichen vom Normalbereich bedeutet nicht automatisch, dass man krank ist. Ein Beispiel: Ältere Menschen weisen häufig Blutarmut auf, ihre Werte liegen dann außerhalb der Norm. Alleine aufgrund der festgestellten Blutarmut sind sich jedoch nicht krank. Weichen ermittelte Werte jedoch auffallend stark vom normalen Bereich ab, sollte man das eingehender untersuchen lassen.
Viele Laborwerte haben bei Frauen und Männern unterschiedliche Referenzbereiche (z.B. Hormonwerte und bestimmte Blutwerte). Auch das Alter der Patienten spielt bei der Beurteilung der Laborwerte eine Rolle. Etwa ab dem 50. Lebensjahr steigen viele Laborwerte an (z.B. Blutfette und Blutzucker). Ebenso gelten für Kinder entsprechend ihrer Altersstufe spezielle Laborwerte.
Patienten verunsichert
Patienten werden durch die ihnen ausgehändigten Befunde oft sehr verunsichert. „Wir versuchen dann, sie zu beruhigen und ihnen das Ergebnis verständlich zu machen. Das ist nicht immer einfach, denn die Patienten verstehen die Erklärungen in ihrer Aufregung oft nicht oder falsch. Ihre Wahrnehmung ist von ihren Ängsten beeinflusst und sie müssen sich den Befund zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal in Ruhe erklären lassen“, sagt Dr. Rumpold.
Negativ und positiv
Die Bezeichnungen „negativ“ und „positiv“ im Zusammenhang mit Laboruntersuchungen führen bei Patienten regelmäßig zu Verwirrung, weil für die Patienten schlechte Ergebnisse als „positiv“ bezeichnet werden und gute Ergebnisse als „negativ“. Der Grund für diese, den üblichen Sprachgebrauch umkehrende Beurteilung ist folgender: Der Ausgangspunkt einer Laboruntersuchung ist die Suche nach einer bestimmten Substanz, die auf eine Krankheit hinweist. Der Arzt stellt eine Vermutung auf, welche Krankheit der untersuchte Patient haben könnte. Wird diese Vermutung bestätigt und die Substanz gefunden, dann wird dies als „positiv“ bezeichnet, da die Bestätigung der Vermutung gelungen ist. Werden keine Beweise gefunden, lautet das Ergebnis „negativ“.
Einflussfaktoren auf die Werte
Um die ermittelten Werte einwandfrei interpretieren zu können, müssen die Einflussgrößen bekannt sein. Folgende Faktoren können das Ergebnis beeinflussen:
- Medikamente.
- Nahrungsmittel: Darum muss man zu einer Blutuntersuchung nüchtern erscheinen. Nüchtern bedeutet, dass man in den letzten zwölf Stunden nichts gegessen oder getrunken hat (Wasser jedoch darf man trinken). Eine Leberkäsesemmel etwa treibt die Blutfettwerte in die Höhe.
- Alkohol und Drogen: Alkohol erhöht die Leberwerte und die Werte von Harnsäure, Triglyceride und Blutzucker.
- Infekte (Verkühlungen): Infekte verändern die Messwerte. Man soll also nur völlig gesund zur Blutuntersuchung erscheinen. Hat man dagegen bloß „einen schlechten Tag“, weil man gestresst ist oder schlecht geschlafen hat, so verändert dies die allermeisten Werte nicht (Ausnahme: wenn z.B. die Stresshormone untersucht werden sollen).
- Sport: Vor der Untersuchung sollte man keinen Sport betreiben. Ausdauersport und auch Kraftsport verändern viele Werte.
Fehler sind möglich
Auch wenn man davon ausgehen kann, dass die meisten Laboruntersuchungen ein richtiges Ergebnis liefern, bleibt doch immer die Möglichkeit, dass dem nicht so ist. Laborwerte können aufgrund einiger Faktoren falsch sein, denn beim technischen Vorgang dieser Untersuchung können Fehler auftreten. Beispiele:
- Fehler bei der Probenabnahme.
- Die Analyse ist fehlerhaft.
- Ein ermittelter Wert wird an die falsche Stelle gesetzt.
- Proben werden dem falschen Patienten zugeordnet.
- Viele Proben müssen sofort nach der Entnahme mit bestimmten Reagenzien versetzt werden. Manche dürfen nur gekühlt oder nur in bestimmten Gefäßen transportiert werden oder müssen erschütterungsfrei ins Labor gelangen. Fehler bei einem dieser Vorgänge können die Messergebnisse verfälschen.
Oft werden Laborwerte mehrmals bestimmt, um falschen Ergebnissen vorzubeugen. „Ein Laborergebnis ist zwar meist richtig, aber eben nicht immer. Man sollte sich daher die Ergebnisse immer im Kontext mit dem Patienten und der möglichen Erkrankung ansehen und darauf achten, ob das Ergebnis auch plausibel ist. Als Arzt muss man sich fragen: Passt das Ergebnis zum Patienten? Wenn dem nicht so ist, sollte man sich nicht scheuen und eine neuerliche Untersuchung durchführen“, sagt Rumpold.
Dr. Thomas Hartl
Juni 2016
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