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Mann raucht Zigarette

COPD: Vor allem Raucher erkranken häufig

Die Lungenkrankheit COPD ist nicht heilbar und trifft vor allem Raucher. Ihr Fortschreiten kann aber bei frühzeitiger Diagnose oft verlangsamt werden. Bei Husten und Kurzatmigkeit sollte man den Besuch beim Arzt aber nicht hinauszögern, rät nicht nur die Austria Presse Agentur (APA). 

Täglich 20 Zigaretten – zieht man das über Jahre hinweg durch, geht einem irgendwann die Luft aus. Bemerkbar macht sich das etwa beim Treppensteigen oder bei körperlicher Betätigung. Treten dazu auch Atembeschwerden auf, ist das nicht immer auf mangelnde Fitness oder auf fortgeschrittenes Alter zurückzuführen. Husten Betroffene auch noch häufig und leiden zudem des Öfteren an Atemwegsinfektionen, dann sollten sie einen Arzt aufsuchen. Denn dahinter könnte COPD stecken, so die APA. 

COPD: Verbreitet, aber wenig bekannt 

Die Krankheit kennen viele nicht. Weltweit sind laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) etwa 64 Millionen Menschen betroffen. Die WHO schätzt, dass COPD bis 2030 weltweit zu den dritthäufigsten Todesursachen zählen wird – eine Krankheit also, die keineswegs unterschätzt werden sollte.

Die Abkürzung COPD steht für die englische Bezeichnung der Lungenkrankheit: „chronic obstructive pulmonary disease“ [chronische obstruktive Lungenkrankheit]. Das heißt: Die Lunge ist chronisch erkrankt, weil die Atemwege entzündet und dauerhaft verengt (= obstruktiv) sind und die Lunge schneller altert. „Eine Heilung ist nicht möglich, ein rasches Fortschreiten der Erkrankung kann aber oft verhindert werden“, sagt Prof. Gerhard W. Sybrecht, bis 2010 Direktor der Abteilung Pneumologie, Allergologie, Beatmungs- und Umweltmedizin, der Inneren Medizin V des Universitätsklinikums des Saarlandes in Homburg. Vor allem Raucher, aber auch Passivraucher können erkranken. Menschen, die zum Beispiel am Arbeitsplatz regelmäßig Luftschadstoffen ausgesetzt sind, gehören ebenfalls in die Risikogruppen. In sehr seltenen Fällen kann COPD genetisch bedingt sein. 

Flimmerepithel zerstört 

Bei der Erkrankung bahnen sich Nikotin oder andere Schadstoffe ihren Weg über Nase und Mund ins Körperinnere. Dort können sie die Flimmerhärchen der Schleimhaut in den Atemwegen zerstören. Die Folge kann eine chronisch-obstruktive Bronchitis sein. Hinzu kommt oft ein Lungenemphysem. Hierbei handelt es sich um eine überblähte Lunge. Sie bildet sich, weil die Wandstruktur der Lungenbläschen zerstört ist und dadurch die Lufträume erweitert sind – eine Entwicklung, die nicht umkehrbar ist. 

Zu spät zum Arzt 

„Ein Problem ist, dass Patienten häufig erst dann zum Arzt gehen, wenn Beschwerden überhandgenommen haben“, erklärt der Internist für Lungen- und Bronchialheilkunde Dr. Michael Barczok vom Lungenzentrum Ulm. „Dann ist aber oft schon viel Lungengewebe unwiederbringlich zerstört.“ Beschwerden wie ständiges Husten und Atemnot sollten so früh wie möglich medizinisch abgeklärt werden. „Viele haben COPD und wissen es nicht“, sagt Sybrecht. Patienten sollten daher beim regelmäßigen Gesundheits-Check darauf achten, dass eine Lungenfunktions-Überprüfung vorgenommen wird. Zeigen sich bei dieser Untersuchung Auffälligkeiten, sollte der Hausarzt den Betroffenen an einen Lungenfacharzt – zum Pneumologen – überweisen.

Dort folgen diverse Untersuchungen, um zur sicheren Diagnose COPD zu kommen. Bei der sogenannten Spirometrie etwa wird das Atemvolumen gemessen. Bei der sogenannten Bodyplethysmografie geht es darum, den Atemwiderstand und die Lungenkapazität zu bestimmen. Mitunter werden noch weitere Untersuchungen durchgeführt. „Das kann etwa ein Belastungs-Test sein“, erläutert Sybrecht. Damit kann der Arzt herausfinden, ob möglicherweise ein erhöhter Lungendruck zu einer Belastung des rechten Herzens führt. 

Rauchen sofort einstellen 

Steht die Diagnose COPD fest, dann sollten Raucher vor allem eins tun: Ab sofort auf Inhalationsrauchen verzichten. „Damit sinkt das Risiko einer akuten Verschlechterung der Lungen- und Atemwegsfunktionen“, erklärt Barczok. Regelmäßig müssen zudem Medikamente angewendet werden, die Atembeschwerden lindern. Diese Arzneien werden inhaliert. So gelangen die Wirkstoffe unmittelbar in die Atemwege und Lunge und können dort wirken. 

„Auf dem Markt gibt es eine Vielzahl von Inhalationssystemen, die sich in der Bedienung voneinander unterscheiden“, erklärt der Pneumologe Prof. Heinrich Worth, emeritierter Chefarzt der Klinik für Herz- und Lungenerkrankungen des Klinikums Fürth in Franken. Den Umgang mit dem auf individuelle Begebenheiten angepassten Inhalationssystem lernen Betroffene bei einer Patientenschulung. „Eine Teilnahme ist sehr wichtig, um mögliche Anwenderfehler zu vermeiden“, betont Worth.

Neben der richtigen Inhalationstechnik werden Betroffenen bei der Schulung unter anderem die Grundlagen der Atemtherapie vermittelt. Thema sind auch Selbsthilfemaßnahmen, wenn sich der Zustand verschlechtert und der Betroffene schneller als üblich außer Atem gerät. Patientenschulungen finden in aller Regel in kleinen Gruppen von maximal zehn Personen statt. 

Weiterhin Sport betreiben 

Wichtig ist auch, Sport zu betreiben. „Viele meiden aus Angst vor Atemnot oft körperliche Aktivitäten“, sagt Barczok. Durch Bewegungsmangel nehmen aber Muskelmasse und Muskelkraft ab. Dadurch sinkt die körperliche Belastbarkeit. Das führt letztendlich auch zu einer Verschlechterung der Lungenfunktion. „Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, sollten Betroffene gezielte Sport- und Bewegungstherapie in Lungensportgruppen machen“, rät Worth.

 

Mag. Christian Boukal / APA

August 2016

 

Bild: APA (dpa)

Zuletzt aktualisiert am 13. November 2020