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Schuppenflechtenarthritis – Schuppenflechte plus Rheuma

Ein Teil der Patienten mit Schuppenflechte entwickeln schmerzhafte Schwellungen an Gelenken, Sehnen oder Bändern – sie leiden an der sogenannten Psoriasis-Arthritis. Früh erkannt, lässt sie sich mit einer konsequenten Behandlung in den Griff bekommen und oft auch stoppen. 

Die Schuppenflechtenarthritis (Fachbegriff: Psoriasis-Arthritis, Abk.: PsA) ist eine entzündliche (rheumatische) Gelenkserkrankung im Rahmen einer Schuppenflechte. Rund zehn Prozent der Schuppenflechte-Patienten entwickeln zusätzlich die Schuppenflechtenarthritis.

Erste Anzeichen einer Erkrankung zeigen sich meist zuerst auf der Haut oder an den Nägeln. Entzündungen der Gelenke, Sehnen und Bänder treten in der Regel erst später hinzu, mitunter gehen sie der Hauterkrankung aber auch voraus. Es gibt auch (seltene) Erkrankungsfälle ohne Beteiligung der Haut. 

Symptome 

Typische Symptome sind schmerzhafte Gelenkbeschwerden, die unbehandelt im Lauf der Jahre chronifizieren und sich immer mehr verschlimmern. Je nachdem, welche Körperteile betroffen sind, können auch Sehnenscheiden-, Knochen- und Wirbelsäulenentzündungen auftreten. Vorwiegend sind Hände und Füße, größere Gelenke (z.B. Knie) und/oder die Wirbelsäule betroffen. Typisch sind auch schmerzhafte Schwellungen einzelner Finger- oder Zehen(end)gelenke. Häufig sind auch einzelne Finger oder Zehen als Ganzes deutlich geschwollen.

„Bei der PsA handelt sich um eine Störung im biologischen System, die sich auf der Haut und in den Gelenken beziehungsweise Sehnen und Bändern manifestiert. Die Krankheit kann von Patient zu Patient sehr unterschiedlich ausgeprägt sein, manchmal sind nur die Finger und/oder Zehen betroffen, manchmal nur die Wirbelsäule, bei anderen wiederum sind mehrere Körperregionen befallen“, sagt Priv.-Doz. Dr. Herwig Pieringer, Oberarzt im Kepler Universitätsklinikum Med Campus III (vorm. AKh Linz). 

Diagnose 

Zeigt sich die Erkrankung in einer schweren Verlaufsform, etwa in Form von stark angegriffenen und geschwollenen Gelenken, dann ist die Diagnose anhand von Anamnese, Klinik, Labor und Bildgebung meist leicht zu stellen und eindeutig. Tritt die PsA dagegen in einer milden Form auf, wird sie häufig nicht oder erst spät erkannt. Manchmal zeigen sich auf der Haut oder an den Nägeln nur winzig kleine Veränderungen, denen man lange Zeit keine Beachtung schenkt. „Sind die Symptome nicht klar ersichtlich, ist die Diagnose oft schwierig. Es gibt eben nicht den einen Laborwert, der darüber Auskunft geben könnte. Es ist wie ein Puzzle und es braucht oft viel Erfahrung, um einer PsA auf die Spur zu kommen“, sagt der Facharzt für Innere Medizin und Rheumatologie. 

Ursachen und Auslöser 

Erkrankungen treten in Familien gehäuft auf. Eine genetische Veranlagung spielt eine wichtige Rolle, jedoch wird die Erkrankung nur bei einem Teil manifest. Warum das so ist, weiß man nicht, die Auslöser lassen sich in der Regel nicht gesichert bestimmen. Klar ist lediglich, dass bestimmte Gene die immunologische Abwehrreaktion der Haut und Entzündungsvorgänge im Körper beeinflussen.

Infektionen, akute oder chronische Erkrankungen, Stress oder auch Traumata werden als mögliche Auslöser diskutiert. auch wenn man sie in den konkreten Fällen nicht immer zuordnen kann. 

Therapie 

„Unbehandelt werden die betroffenen Gelenke langfristig zerstört. Um dies zu verhindern, ist eine möglichst frühzeitige Diagnose und Therapie nötig“, sagt Pieringer. Die Krankheit verläuft teils chronisch und linear, teils auch in Schüben mit Phasen ohne Krankheitsaktivität. Die Intensität der Therapie richtet sich nach Intensität und Verlauf der Erkrankung.

In der Regel befassen sich Rheumatologen mit der Behandlung dieser Erkrankung. Aber auch Dermatologen (Hautärzte) wirken bei der Behandlung oft mit, da in den meisten Fällen auch die Haut von Schuppenflechte befallen ist. 

Medikamente 

Die medikamentöse Behandlung besteht darin, dass sie die Entzündungen und die Gelenkszerstörungen bremsen oder ganz zum Erliegen bringen. Viele Medikamente wirken sowohl gegen die Schuppenflechte auf der Haut als auch gegen die Entzündungen in den Gelenken. Damit kann im Idealfall den Patienten die Doppelbelastung durch Haut- und Gelenkbeschwerden genommen werden.

Die Symptome können mit Medikamenten oftmals nahezu vollständig unter Kontrolle gebracht werden. Das bedeutet, dass für die Patienten ein weitgehend schmerzfreies Leben ermöglicht wird. „Es besteht zwar keine Möglichkeit einer Heilung in dem Sinne, dass die Erkrankung völlig und endgültig ausgeschaltet wäre, doch ist eine Remission bei vielen Patienten möglich, das heißt, die Erkrankung kann zum Stillstand gebracht werden.“

Es steht eine große Auswahl an Medikamenten zur Auswahl.

  • In leichten Erkrankungsfällen sind bereits (nichtsteroidale) Antirheumatika hilfreich und ausreichend.
  • In schwereren Erkrankungsfällen bzw. bei ungünstigen Verlaufsformen ist eine sogenannte Basistherapie (international als DMARD – disease-modifying antirheumatic drug bezeichnet) nötig. Hier werden bestimmte Rheuma-„Basis“-Präparate eingesetzt, von der ein Gutteil der Patienten profitiert.
  • Biologika: Das sind gentechnisch hergestellte Eiweißstoffe, die bestimmte entzündungsfördernde Substanzen des Immunsystems ausschalten. „Hilft die traditionelle Basistherapie nicht, sollte man den Einsatz von Biologika, die zum Beispiel den Botenstoff TNF-alpha oder auch andere Signalwege hemmen, oder auch neuere Substanzen, die als Tablette eingenommen werden können, in Erwägung ziehen, denn sie sind oft eine sehr gute Wahl. Jeder Patient, der diese Medikamente braucht, sollte sie auch bekommen. Die Therapie mit Biologika ist allerdings etwas komplex und sollte daher von Ärzten, die mit diesen Medikamenten Erfahrung haben, eingeleitet und überwacht werden“, so Pieringer.  

Therapietreue 

Betroffene benötigen in der Regel eine Dauertherapie, sonst kommt die Erkrankung wieder zum Vorschein. Eine (seltene) Ausnahme: Zeigt sich die Erkrankung mit jahrelangen Pausen zwischen den Schüben, dann kann in diesen Pausen die Therapie ausgesetzt werden.

Wichtig ist eine Therapietreue der Patienten: „Man sollte die Medikamente keinesfalls selbst und ohne Rücksprache mit dem behandelnden Arzt absetzen, sonst stuft der Arzt die Therapie fälschlich als unwirksam ein. Wichtig ist, dass der Patient über seine Erkrankung und Therapie informiert ist. Dann lassen sich die besten Ergebnisse erzielen“, sagt Pieringer. 

Weitere Therapiemaßnahmen 

Physio- und Ergotherapie: beide Maßnahmen sind wissenschaftlich gesichert, hilfreich und sinnvoll.

Bewegung und Sport: Bewegung und Sport ist immer sinnvoll, man sollte sich jedoch an seinen Möglichkeiten orientieren und nicht über den Schmerz hinaus trainieren.

Kälteanwendungen: können im Einzelfall hilfreich sein, ebenso wie die Behandlung mit Ultraschall, Elektro- und Balneotherapie.

Ernährung: „Eine gesunde Ernährung macht natürlich immer Sinn, es ist bislang aber keine entzündungsreduzierende Diät bekannt, die definitiv mit einer Verbesserung der Arthritis verbunden wäre“, so Dr. Pieringer.

 

Dr. Thomas Hartl

September 2016


Foto: shutterstock


Zuletzt aktualisiert am 13. November 2020