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Reißnagel im Schuh

Für den neuen US-Präsidenten war er eher ein Glücksfall, der ihm das Militär und einen Einsatz in Vietnam ersparte. Doch für normale Patienten ist der Fersensporn eine sehr schmerzhafte Erkrankung, die im wahrsten Sinn des Wortes heftig auf die Lebensqualität drückt.  

Es ist so, als ob dir jemand einen Reißnagel unter die Ferse in den Schuh gesteckt hätte“, schildert ein Patient. Am häufigsten tritt der Fersensporn an der Unterseite des Fersenbeins auf – dort, wo die Plantarfaszie, das Verspannungsband zwischen Fersenbein und Zehen, ansetzt. „Dabei ist die landläufige Bezeichnung Fersensporn für diese Erkrankung nicht korrekt“, so der St. Pöltener Orthopäde Dr. Clemens Felsing. „Denn der Fersensporn ist für die eigentlichen Beschwerden nicht relevant.“

Erst wenn es durch Überbelastung zu Entzündungen der Plantarfaszie kommt, dann treten die geschilderten Schmerzen auf. In der Regel etwa ab dem 40. Lebensjahr.

Häufigste Ursachen für die Erkrankung sind laut Felsing Übergewicht, ein zu lockerer (flacher) oder aber ein zu straffer (gespannter) Fuß, was in beiden Fällen zu Überbelastung, Entzündungen und Schmerzen führt. Etwa zehn Prozent der Laufsportler sind ebenso betroffen wie eine ganz andere Risikogruppe. Felsing: „Menschen mit Übergewicht, die viel auf den Beinen sind, haben ein hohes Risiko. Exemplarisch dafür sind etwa Wirte oder Kellnerinnen.“

Morgens nach dem Aufstehen sind die Schmerzen oft am schlimmsten und bessern sich im Laufe des Tages. Auch nach längerem Sitzen sei das Gehen anfangs schmerzhaft. Und natürlich ziehen längere Belastungen des Fußes entsprechende Schmerzen nach sich. Erste Hilfe daher: den Fuß möglichst entlasten!

Wadenmuskeln dehnen

Zum Glück gibt es aber nicht nur eine Reihe von Behandlungsmethoden, um Linderung zu bewirken. „Man kann und muss vor allem auch selbst einiges gegen Fersensporn-Beschwerden tun“, verweist Orthopäde Felsing auf Dehnungsübungen. Dazu zwei ganz konkrete Tipps: Lehnen Sie sich mit einem Ausfallschritt an eine Wand. Das hintere Bein ist gestreckt, die Ferse bleibt auf dem Boden. Das Knie des vorderen Beines ist abgewinkelt. Die Dehnung, bei der es in der Wade ohne Schmerzen ziehen soll, muss jedenfalls „mehr als 30 Sekunden gehalten werden, damit sie wirkt“, so Felsing. Wichtig sei auch, dass diese Dehnungsübung statisch, also ohne Federn, durchgeführt wird. Bei der zweiten Übung stellt man sich – möglichst barfuß – so auf eine Stufe, dass man eine oder beide Fersen absenken kann; und zwar so weit, bis man das Dehnen der Wadenmuskulatur deutlich spürt. Felsing rät: „Halten Sie diese Position für 30 Sekunden, danach kurz aufrichten – und die Übung mindestens zehnmal am Tag machen.“

Abstützende Einlagen und Übungen mit einem Physiotherapeuten werden ebenso zur Behandlung eingesetzt wie entzündungshemmende Medikamente. „Ich empfehle diese Behandlungsmethoden aber immer in Kombination mit Dehnungsübungen“, erklärt Felsing, der auch auf Ultraschall-Behandlung mit Stoßwellen setzt. „Das tut zwar etwas weh, aber es wirkt.“ Die früher gebräuchliche Operation wird heute nicht mehr durchgeführt. Orthopädie-Chirurg Felsing: „Heute weiß man, dass dadurch der sogenannte Seilwinden-Mechanismus der Fußsohle beim Abrollen komplett zerstört wird.“


Mag. Robert Zauchinger

November 2017


Bilder: shutterstock; privat


Kommentar

Reißnagel im Schuh„Wirte und Kellner, die viel auf den Beinen sind, gehören ebenso zur Risikogruppe wieLaufsportler.“

Dr. Clemens Felsing

FA für Orthopädie und orthopädische Chirurgie, St. Pölten



Zuletzt aktualisiert am 13. November 2020