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Gefährlich kalt

Bei Außentemperaturen weit jenseits der 30 Grad würde man sich am liebsten ein Bad in Eiswasser wünschen. Doch wie kalt verträgt es der Körper? 

Haut, Fett und Muskeln isolieren recht gut und wir können die Kerntemperatur relativ lange konstant halten. In der Sauna werden Temperaturen von über 100 Grad Celsius einige Zeit recht locker ertragen, genauso hält der Körper auch Kälte eine Zeitlang gut aus. Das macht sich die Kältetherapie zunutze, die vor allem gegen Schmerzen und rheumatische Erkrankungen eingesetzt wird. Die Patienten kommen dabei in die Kältekammer bei minus 110 Grad. Ein Mensch von guter körperlicher Konstitution kann den Sturz in eiskaltes Wasser rund eineinhalb Stunden überleben.

Der menschliche Körper versucht, die Temperatur im Körperkern – also um die lebenswichtigen Organe – möglichst konstant bei rund 37 Grad zu halten. Schon geringe Veränderungen lösen korrigierende Reaktionen aus. Etwa ein halbes Grad niedriger als diese Solltemperatur führt zum Zittern. Die unwillkürlichen Muskelkontraktionen sollen Wärme erzeugen. Andersherum löst ein halbes Grad zu viel bereits die Schweißproduktion aus. Die Verdunstungskälte wird zur Kühlung genutzt. Warum der Mensch sich genau bei 37 Grad Celsius wohlfühlt, konnte noch nicht geklärt werden. Andere Lebewesen haben andere Solltemperaturen, die Katze etwa 39 Grad und die Fledermaus nur 31 Grad. Der Igel kann sich im Winterschlaf überhaupt der Umgebungstemperatur anpassen, hinab bis etwa fünf Grad.  

Kältetod

Was aber passiert, wenn die Temperatur im menschlichen Körper unter die Komfortzone sinkt? Bei einer Körperkerntemperatur von 35 bis 32 Grad kommt es zu starkem Zittern. Die Bewegungen werden langsamer und unsicher, bei klarem Bewusstsein werden erste Anzeichen von Erschöpfung bemerkbar. Bei einer Körpertemperatur zwischen 32 und 28 Grad trübt sich das Bewusstsein ein, es kommt zu Verwirrtheit, beim Sprechen kann nicht mehr richtig artikuliert werden. Der Körper stellt das Kältezittern ein. Nach einer kurzzeitigen Steigerung kommt es zum totalen Ausfall der Körperreflexe. Unterhalb von 28 Grad Celsius tritt die Bewusstlosigkeit mit starkem Abfall des Blutdrucks ein. Herzschlag und Atmung sind kaum mehr nachweisbar. Der Kältetod tritt bei etwa 20 Grad Celsius ein. Die Abkühlung der Herzmuskulatur führt zum Herzstillstand.

Im Gegensatz zur Unterkühlung, die den gesamten Körper betrifft, kann es zu Erfrierungen von einzelnen Körperregionen relativ rasch kommen. Anfällig dafür sind alle „abstehenden“ Teile – besonders gefährdet sind Finger, Zehen, Nase und Ohren. Es können aber auch Hände, Füße, Arme und Beine betroffen sein. Wie bei Verbrennungen wird auch bei Erfrierungen je nach Schädigung in Grade eingeteilt.

Bei Erfrierungen ersten Grades treten stechende Schmerzen und scheinbare Gefühllosigkeit auf. Es entsteht kein bleibender Schaden. Wird der betroffene Körperteil erwärmt, kommt es zu Hautrötung und Juckreiz. Bei Erfrierungen zweiten Grades bilden sich Blasen, die Haut rötet sich und schwillt an. Die Blasen heilen, ohne dass Narben zurückbleiben. Bei Erfrierungen dritten Grades bleiben Narben, nachdem sich bläulich-rötliche Blutblasen gebildet haben und darüber hinaus Hautareale abgestorben sind. Typisch sind schwarze, trockene Stellen abgestorbener Haut. Nach dem Auftauen sind die erfrorenen Regionen völlig gefühllos und unbeweglich. Vierten Grades bezeichnet man Erfrierungen, die alle Gewebeschichten betreffen. Man spricht auch von Totalvereisung. Bei Berührung können die Körperteile – etwa ein Finger – abfallen.

Erfrierungen werden durch Wind – auch Fahrtwind – und Feuchtigkeit begünstigt. Auch enge und einschneidende Kleidung, etwa zu enge Schuhe, können Erfrierungen beschleunigen. Gefährlichster Co-Faktor bei Unterkühlungen und Erfrierungen ist allerdings der Alkohol.

 

Heinz Macher

Jänner 2019


Bild: shutterstock

Zuletzt aktualisiert am 13. November 2020