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Kleiner Junge liegt in einem sterilen Bett und schläft

Tipps bei Hausstaub(milben)allergie

Bei einer Allergie gegen „Hausstaub“ reagiert das Immunsystem auf Milbenkot. Es identifiziert den Kot fälschlicherweise als gesundheitliche Bedrohung und bekämpft diese. Durch die fehlerhafte, weil überschießende Reaktion des Immunsystems, kommt es zu den typischen Symptomen einer Allergie.

Entgegen dem Wortlaut stellt bei der Hausstauballergie der Staub an sich kein gesundheitliches Problem dar. Besser drückt es der ebenfalls übliche Begriff der Hausstaubmilbenallergie aus, denn die Milben (mikroskopisch kleine Spinnentiere) sind das Problem, genauer gesagt, ihr Kot. 

Beschwerden

Die typischen Symptome einer Milbenallergie sind Niesanfälle, verstopfte Nase, Husten, Atemnot, juckende Augen und Halsschmerzen. Zeigen sich diese Beschwerden vor allem nachts und am Morgen nach dem Aufwachen, deutet das auf eine Hausstauballergie hin. „In den Wintermonaten treten die Beschwerden deutlicher auf als in den Sommermonaten. Der Grund dafür: Im Winter wird viel geheizt und wenig gelüftet. In den Räumen ist es oft sehr warm und in Kombination mit der feuchten Körperwärme im Bett ist das ein idealer Nährboden für Milben“, sagt Doz. DDr. Wolfram Hötzenecker, Leiter der Klinik für Dermatologie und Venerologie am Kepler Uniklinikum Med Campus III.

Nach jahrelanger Allergie kann ein sogenannter „Etagenwechsel“ eintreten, das bedeutet, dass sich die gesundheitlichen Probleme nach unten in die Lunge verlagern und Asthma auslösen können.

Das Risiko für die Entwicklung einer Hausstaubmilbenallergie deutet sich oft schon bei Neugeborenen an. Ein typischer Verlauf: Beim Baby zeigt sich Neurodermitis, anschließend kommt eine Allergie hinzu. Im Alter von sieben bis zehn Jahren tritt zusätzlich Asthma auf. Um diesen Prozess zu vermeiden, sollte man sich möglichst rasch um eine Diagnose und Therapie kümmern. 

Diagnose

Da die Beschwerden oft einer Erkältung ähnlich sind, wird die Allergie mitunter nicht erkannt. Zudem sind Allergiker anfälliger für Infektionen, weil ihre Schleimhäute aufgrund der Allergie ständig leicht entzündet sind.

Die Diagnose wird anhand des Patientengesprächs (Anamnese), eines Allergietests (Prick-Test) und einer Blutuntersuchung (bestimmte Antikörper werden gesucht) gestellt. 

Allergenvermeidung hat Priorität

Wichtigste Maßnahme bei Vorliegen der Allergie ist die Vermeidung von Allergen. Indem man sich vor dem Kontakt mit Milbenkot schützt, kann man auch die lästigen Beschwerden hintanhalten. Milben ernähren sich vorwiegend von den Hautschuppen und Haaren von Mensch und Haustier und finden sich vor allem in geschlossenen Räumen. Milben lieben feuchte Wärme. Sie finden sich vor allem in Betten, Polstermöbeln, Teppichen und auch in Kuscheltieren.

Folgende Maßnahmen reduzieren das Problem:

  • Generell sollte man Staubfänger aus der Wohnung und vor allem aus dem Schlafzimmer entfernen.
  • Man sollte viel und stoßweise lüften.
  • Kühl schlafen, Heizung in der Nacht ausschalten.
  • Die Böden sollten feucht zu wischen sein. Also Parkett oder Laminat statt Teppichboden. Regelmäßig putzen.
  • Wenn man einen Staubsauger benützt, sollte dessen Filter milbendicht sein.
  • Alte Sofas ersetzt man am besten durch neue Ledersofas.
  • Stofftiere entfernen, den Lieblingsteddy über Nacht in den Kühlschrank legen oder bei 60 Grad waschen, auch das tötet die Milben ab.
  • Kleidung und Schuhe nicht im Schlafzimmer wechseln; man sollte sich auch nicht im Schlafzimmer frisieren.
  • Haustiere aus dem Schlafzimmer aussperren.
  • Keine Vorhänge und Teppiche im Schlafzimmer. 


Schlafplatz sanieren

Besonders wichtig ist die Sanierung des Schlafplatzes. Absolutes Muss: Milbenschutzbezüge für Matratzen, Bettdecken und Kopfkissen. Es gibt verschiedene Varianten solcher Schutzbezüge. „Eine Milbenfolie versiegelt die Matratze und löst das Problem sehr gut“, sagt Hötzenecker. Auch milbenundurchlässige Zwischenbezüge bieten wertvollen Schutz. Dieser Schutz verhindert, dass die Hautschuppen zu den in den Matratzen, Decken und Polstern befindlichen Milben gelangen und diesen als Futter dienen.

Bettwäsche häufig waschen: Jeder Waschvorgang mit mindestens 60 Grad tötet die in der Wäsche befindlichen Milben. Das Waschen ist jedoch keine Dauerlösung, denn die nächsten Milben lassen nicht lange auf sich warten. Milben sind immer anwesend: Wird eine neue Matratze angeschafft, dauert es nur wenige Wochen, bis sich Milben eingenistet haben. 

Therapie

Augentropfen, Nasenspray und Tabletten (Antihistaminika) dienen bei akuten Beschwerden der Linderung der Symptome.

Langfristig kann eine Hyposensibilisierung (Immuntherapie zur Senkung der Sensibilität) helfen: Dabei wird der Körper langsam an das Allergen gewöhnt und so das Immunsystem trainiert. Anwendungsform sind Spritzen, Tropfen und Tabletten (unter der Zunge zergehen lassen, juckt etwas). Die Therapiedauer beträgt bis zu drei Jahren. Tabletten werden täglich ein Stück verabreicht, Spritzen mehrmals im Jahr.

Eine Immuntherapie sollte erwogen werden, wenn man ständig an Symptomen leidet. Sie kommt für Kinder und für Erwachsene infrage. Empfohlen wird sie bei Kindern mit Neurodermitis und Asthma. Auch Erwachsene, die von Berufswegen ständig in Hotels schlafen müssen, wird die Hyposensibilisierung angeraten. Die Erfolgsquote liegt bei 30 bis 60 Prozent, also niedriger wie bei Immuntherapien gegen Pollen. „Erfolg“ bedeutet, dass die Beschwerden nachlassen, ganz verschwinden sie nur selten.

Homöopathische Mittel stehen ebenfalls zur Verfügung. „Allerdings gibt es keine Studien, die deren Wirksamkeit über das Maß des Placebos hinaus beweisen. Einen Versuch ist es aber wert“, sagt Hötzenecker. Antimilben-Sprays können die Spinnentiere nur kurzzeitig reduzieren. Das eigentliche Problem – der angesammelte Kot – bleibt bestehen. 

Verlauf

Wie sich die Heftigkeit der Allergie im Laufe des Lebens verändert, ist sehr unterschiedlich. Wie bei jeder Atemwegsallergie besteht die Möglichkeit, dass die Allergie wieder verschwindet (auch ohne Hyposensibilisierung ist das möglich). Die Allergie kann auch relativ stabil bleiben, oft schwankt ihre Ausprägung, mitunter nimmt sie mit den Jahren auch zu. 

Überempfindlichkeit ist keine Allergie

Eine Million Österreicher sprechen auf Milbenkot an. Nur die Hälfte davon hat eine Allergie, bei der anderen Hälfte spricht man davon, dass sie hinsichtlich Milbenkot sensibel oder empfindlich ist. Bei beiden Gruppen findet man im Blut bestimmte Antikörper und bei beiden verläuft der Prick-Test positiv. Der Unterschied: Nur bei Allergikern zeigen sich Beschwerden, während die „Sensiblen“ (noch) keinerlei Symptome aufweisen. Diese Gruppe besitzt jedoch eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, dass sich in Zukunft eine Allergie entwickelt. Mögliche Vorbeugemaßnahmen sind nicht bekannt.  

Allergie nimmt zu

Ebenso wie die verschiedenen Pollenallergien hat auch die Hausstaubmilbenallergie in den letzten Jahrzehnten deutlich zugenommen. Waren um das Jahr 1900 nur ein Prozent der Menschen von Allergien der Atemwege betroffen, so sind es heute 20 bis 25 Prozent.

Die herrschende These, warum der Anstieg so drastisch ausfällt, besagt, dass ein Übermaß an Hygiene in modernen Haushalten dafür verantwortlich ist. Wird ständig geputzt, kommt der Körper mit Schmutz kaum mehr in Kontakt und das Immunsystem hat keine Möglichkeit, die verschiedensten Erreger kennenzulernen und gegen sie aktiv zu werden.

Auch wenn Sauberkeit das Mittel der Wahl ist, wenn es um die Bekämpfung der Allergie geht.

 

Dr. Thomas Hartl

März 2018


Bild: shutterstock


Zuletzt aktualisiert am 13. November 2020