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Frauenbeine in der Luft

Zivilisationskrankheit Venenschwäche

Wer immer wieder müde Beine, geschwollene Knöchel und nächtliche Wadenkrämpfe hat, leidet vielleicht an einer Venenschwäche, die man heute sogar als Volkskrankheit bezeichnen kann. Bewegung und Normalgewicht helfen einer Veneninsuffizienz vorzubeugen.

Etwa jede zweite Frau und jeder fünfte Mann über 40 Jahren leiden an einer Venenschwäche. Zu den eingangs genannten Symptomen können sich auch Kribbeln, Spannungsgefühl, Jucken und „unruhige Beine“ gesellen. Mit zunehmendem Alter findet man bei bis zu 90 Prozent der Bevölkerung leichte Veränderungen an den Venen.

Wer seinen Venen Gutes tun will, der geht viel zu Fuß, steigt Treppen statt den Lift zu nehmen und lagert zur Entspannung die Beine auch einmal hoch. Liegen und Laufen sind besser als Sitzen und Stehen.

Etwa 7000 Liter Blut müssen täglich von der Peripherie zum Herzen zurückgepumpt werden, was schwachen Venen nicht mehr problemlos gelingt. Die Venenklappen fungieren wie Ventile, die dafür sorgen, dass das Blut nicht in den Beinen versackt, sondern zum Herzen zurück transportiert wird. Auf Dauer staut sich bei einer Insuffizienz das Blut immer mehr und Flüssigkeit tritt ins Gewebe aus. Bei diesem Reflux (Rückstau), steigt der Druck in den Venen, wodurch es zur Erweiterung der für Krampfadern charakteristischen Schlängelungen kommen kann. Besenreiser und bräunliche Verfärbungen an den Unterschenkeln oder Knöcheln zeigen ebenfalls schwache Venen an. Viele Patienten klagen auch über kalte Füße. Das offene Bein (Ulcus cruris) ist die extremste Folge der fortgeschrittenen Erkrankung bei unbehandelten Krampfadern (Varizen). 

Übergewicht und Bewegungsarmut schaffen erhöhtes Risiko

Neben dem Alter kennt man verschiedene Auslöser für die Veneninsuffizienz:

  • Familiäre Veranlagung für schwaches Bindegewebe: Das Bindegewebe umgibt und stützt die oberflächlichen Venen. Wenn zum Beispiel beide Elternteile unter Krampfadern leiden, haben Kinder ein 80 prozentiges Risiko für Krampfadern.
  • Bewegungsmangel: Stundenlanges Sitzen ohne Ausgleichsbewegung ist genauso ungesund für die Venen wie stundenlanges Stehen. Frauen sind eher gefährdet für chronische Venenschwäche.
  • Übergewicht: Dieses erschwert den Blutrückstrom von den Beinen zum Herzen.
  • Hormonelle Faktoren und mehrere Schwangerschaften
  • Rauchen
  • Vorangegangene Thrombosen

 

Bei Verdacht und genannten Anzeichen den Arzt aufsuchen, der mittels Ultraschall und Blutflusskontrolle in den Beinen den Zustand der Venen begutachtet. Daraus ergeben sich weitere Therapieschritte. Je nach Schwere gibt es Behandlungsoptionen von Kompressionsstrümpfen, regelmäßiger Bewegung über Medikamente gegen Ödeme und verschiedene Methoden den Krampfadern zu Leibe zu rücken. Ein Venenspezialist wird die individuell optimale Therapieform finden. 

Hitze meiden, ab ins kalte Wasser

Zur Vorbeugung gehört es, seine Muskel-Wadenpumpe regelmäßig zu trainieren. Weitere Prophylaxe-Tipps:

  • Täglich 30 Minuten flott gehen: Bewegung aktiviert die Muskelpumpe: Schnelles Gehen, Treppensteigen, Radfahren, Tanzen, Schwimmen, Training am Cross Walker, Wandern etc. Büroarbeiter sollen zwischendurch immer wieder aufstehen oder in der Mittagspause einen kurzen Spaziergang einplanen.
  • Venengymnastik: Im Alltag kann man sich in Pausen immer wieder einmal im Stehen auf die Ballen stellen und wieder zurück auf die Sohle gehen. Andere Übung: Im Sitzen die Füße auf die Fersen stellen und dann abwechselnd mit der rechten und linken Fußspitze auf- und ab wippen.
  • Ernährung: Ab und zu einmal einen Obsttag einlegen und auf entwässernde Nahrungsmittel achten. Tierische Fette reduzieren, viel Obst und Gemüse essen, reichlich Wasser oder ungesüßten Tee trinken.
  • Kalter Wasserguss und andere Kneipp-Anwendungen: Kaltes Wasser erhöht die Gewebespannung und damit die Rücktransportleistung der Venen.

a) Wechselduschen: Unterschenkel mit warmem Wasser abduschen bis sie warm sind, dann mit kaltem Wasser bis sie kühl sind. Den Wechsel "warm-kalt" mindestens fünfmal durchführen. Zuletzt Beine kühl abduschen und abtrocknen. Anwendungen mit Wasser über 35 Grad und heiße Bäder meiden.

b) Kalter Knieguss: Er ist eines der besten Mittel um Varizen und Besenreisern vorzubeugen, weil er entstauend, kräftigend auf die Venen, vegetativ beruhigend und schlaffördernd wirkt. Er wird auch zum Beispiel bei Blutdruckregulationsstörungen und gefäßbedingten Kopfschmerzen angewendet.

Durchführung: Der Knieguss kann mit Schlauch oder Brause durchgeführt werden. Man beginnt an der kleinen Zehe des rechten Fußes, führt den Strahl außen am Knöchel vorbei, an der Wade außen aufwärts bis eine Handbreit über die Kniekehle. Dort verweilt man einige Sekunden. Danach den Strahl an der Innenseite abwärts führen bis zur Ferse. Dann das linke Bein und danach die Vorderseite der Beine begießen.

c) Wassertreten wirkt gegen müde Beine: Dazu bis zur Wadenmitte kaltes (nicht eiskaltes) Wasser in die Badewanne laufen lassen. Mit Storchenschritten jedes Mal ein Bein aus dem Wasser heben und mit den Zehenspitzen zuerst wieder eintauchen. Nach 30 Sekunden raus aus dem Wasser und hinein ins warme Bett oder dicke Socken überziehen, damit die Beine wieder warm werden.

  • Beine zum Entspannen hochlagern: Wenn die Möglichkeit besteht, die Beine immer wieder einmal im Büro auf einem Stuhl ablegen.
  • Flache Schuhe fördern die Muskel-Wadenpumpe.
  • Hitze vermeiden: Vorsicht bei Moor-und Thermalbädern sowie Sauna.
  • Kompressionsstrümpfe unterstützen den Blutfluss: Kompressionsstrümpfe können bei bestehender Venenschwäche oder auch bei Langstreckenflügen vorbeugend die Venenpumpe unterstützen. Sie sind auch als ergänzende Maßnahme nach Venenbehandlungen notwendig. Die Strümpfe müssen gut angepasst sein und dürfen nicht einschnüren. Die modernen Beinkleider sind aus weichem Material, atmungsaktiv und lassen sich leicht anlegen. Optisch kann man sie kaum mehr von blickdichten Strumpfhosen unterscheiden und stellen keine Trägerin mehr ins modische „Out“, wie Modelle zu Omas Zeiten.


Mag. Christine Radmayr

Mai 2018


Bild: shutterstock


Zuletzt aktualisiert am 13. November 2020