Auftritt im Team: Der Narkose-Arzt arbeitet immer mit anderen Medizinern zusammen.
Überwachung ist alles: Der Leiter des Institutes für Anästhesiologie und Intensivmedizin am LKH Steyr spricht über Fortschritte und Risiken.
Er hält während der Operation das Leben des Patienten in Händen: Während der Chirurg sich auf das Operationsfeld konzentriert – schneidet, absaugt, näht und klammert – überwacht der Anästhesist die Körperfunktionen des Menschen auf dem OP-Tisch. "Wir wissen während der ganzen Operation, wie es dem Patienten geht", sagt Primar Achim Von Goedecke. Dabei kommt dem Leiter der Abteilung für Anästhesiologie und Intensivmedizin am LKH Steyr und seinen Kollegen moderne Technik zugute.
"Wir können nicht nur das Herz-Kreislauf-System während der Operation genau überwachen, sondern auch die Hirnfunktion. So lässt sich zum Beispiel die Narkosetiefe feststellen", sagt der Mediziner. "Wenn etwas nicht stimmt, kann man deshalb sehr rasch reagieren", sagt der stellvertretende Vorstand der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin. Ein nützliches Hilfsmittel ist der Ultraschall: Damit lässt sich etwa eine Lokalanästhesie genau an der richtigen Stelle durchführen. Die Komplikationsrate vor, während und nach der Operation liege in Industrieländern aktuell bei drei bis 16 Prozent, sagt der Arzt. In 0,4 bis zwei Prozent dieser Fälle kommt es zu bleibenden Schäden oder sogar zu Todesfällen. "In den 1970er- und frühen 1980er-Jahren war die Todesfallrate 25 bis 75 Mal höher als heute", so Von Goedecke.
Immer mehr ältere Patienten
Die Komplikationsrate könnte noch niedriger sein, würde man nur jene Personengruppen für Eingriffe akzeptieren, die auch früher operiert wurden. "Heute werden immer ältere und kränkere Patienten operiert und narkotisiert. Wir haben es mit immer schwierigeren und komplexeren Fällen zu tun, die früher gar nicht operiert worden wären. Grund dafür: Heute ist technisch immer mehr möglich", sagt der Anästhesist. Allerdings gelte es immer abzuwägen, ob der Patient von einem Eingriff mehr profitiert oder ob er mehr darunter leidet.
Heute ist es keine Seltenheit mehr, dass Menschen über 80 und 90 Jahren, manchmal sogar über 100 Jahren operiert werden. Dabei ist zu bedenken, dass die Betroffenen häufig unter mehreren Krankheiten leiden und unterschiedliche Medikamente zu sich nehmen.
Checkliste für den Notfall
Um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein, ist regelmäßiges Training notwendig. Nicht nur der Anästhesist, sondern auch anderes Krankenhauspersonal muss sich für die Situation vorbereiten, falls eine Wiederbelebung notwendig wird. Für Notfälle gibt es auch spezielle Checklisten, damit Ärzte, Schwestern und Pfleger in stressigen Situationen überprüfen können, ob sie alles richtig machen.
Gesundheitsmagazin der OÖNachrichten
25. Juli 2018
Bild: shutterstock