Wie spezialisiert ist ein Krankenhaus für meinen Eingriff und wie lange muss ich nach der OP im Spital bleiben? Eine Online-Suchmaschine weiß die Antwort.
Wer ein gutes Spital finden möchte, das auf sein medizinisches Problem spezialisiert ist, findet im Internet Rat und Hilfe. Die Online-Plattform www.kliniksuche.at des Bundesministeriums für Gesundheit will Versicherten, die einen Eingriff vor sich haben, mehr Transparenz bieten. Mit diesem Projekt sieht sich Österreich neben Schweden EU-weit als ein Vorreiter, denn die Analyse von Qualitätsindikatoren für alle Krankenhäuser (kurz A-IQI) erlaubt erstmals, was lange undenkbar schien: den Vergleich der Behandlungen von Patienten in ganz Österreich. Dr. Silvia Türk, die zuständige Projektleiterin im Gesundheitsministerium, sieht darin einen wichtigen Schritt in Richtung Qualitäts-verbesserung: „Mit kliniksuche.at wird ein Gesamtpaket angeboten, das unter anderem Daten, Qualitätsmaßnahmen und Zuständigkeiten nachvollziehbar darstellt. Es beinhaltet ein Monitoring, damit auch tatsächlich Qualitätsverbesserungen passieren“, erklärt die Gesundheitsexpertin.
Um das Spital seiner Wahl zu finden, lassen sich auf ww.kliniksuche.at die gewünschte Behandlungsart, der Ort und der Umkreis (10 bis 100 km) auswählen. Das Ergebnis informiert darüber, ob eine Einrichtung bestimmte Qualitätskriterien wie etwa ein Meldesystem für Krankenhaus-Infektionen erfüllt oder bestimmte Operationstechniken wie zum Beispiel Knopflochchirurgie anbietet. Der Online-Service verrät außerdem, wie häufig die Einrichtung den Eingriff pro Jahr durchführt (inklusive Nennung des Bundesdurchschnitts). Auch die durchschnittliche Verweildauer wird ausgewiesen. Beides sind wichtige Kriterien bei der Wahl der Wunschklinik: Wer eine Operation häufig durchführt, kann sie auch besser. Das gilt nicht nur für die Chirurgen, sondern auch für die ganze Abteilung. Je mehr Erfahrung sie bei der Durchführung eines Eingriffs hat, desto besser klappt alles, wenn es um Sicherheit und Qualität geht. Ein weiterer Messwert für die Qualität der Abteilung ist die durchschnittliche Verweildauer nach einer bestimmten Operation, die sich auf www.kliniksuche.at erfragen lässt. Je kürzer der Aufenthalt im Schnitt ist, desto besser war die OP, da Komplikationen neben anderen Faktoren die Verweildauer erhöhen.
Große Unterschiede
So liegt zum Beispiel österreichweit die Verweildauer beim Einsetzen eines Herzschrittmachers bei sechs Tagen. Wer etwa als Oberösterreicher ein passendes Spital für diesen Eingriff sucht, dem verrät www.kliniksuche.at ,,dass dieser Wert je nach Spital sehr unterschiedlich sein kann: Die Bandbreite variiert von fünf bis zehn Tagen. Auch bei den Fallzahlen gibt es große Unterschiede: Das erfahrenste oberösterreichische Spital führt laut Online-Auskunft pro Jahr rund 300 derartige Eingriffe durch. Die am wenigsten erfahrene Einrichtung setzt jährlich nur 18 Herzschrittmacher ein.
Ähnliche Unterschiede zeigen sich zum Beispiel für jene Patienten, die die Implantation einer Hüftgelenksprothese (Endoprothese) vor sich haben. Hier variieren die Fallzahlen von 430 bis lediglich 15 pro Jahr. Sehr große Unterschiede gibt es bei der Verweildauer, die im Schnitt bei neun Tagen liegt: Während man in einem Krankenhaus nach der Hüft-OP meist schon nach sechs Tagen wieder nach Hause gehen kann, verweilt man in einem anderen Spital im Durchschnitt 21 Tage. Das ist ein möglicher Hinweis auf eine hohe Komplikationsrate, allerdings kein schlüssiger Beweis. Das Auftreten von Komplikationen hängt unter anderem vom Lebensalter des Patienten ab. Spitäler, die zum Beispiel überdurchschnittlich viele Senioren behandeln, können daher auch aus diesem Grund bei der Verweilzeit schlechter als andere abschneiden.
Die Orientierung auf www.kliniksuche.at ist also eine wertvolle Hilfe mit Einschränkungen. Zumal auch die Zahl jener Behandlungen, für die qualitätsgesicherte Daten zur Verfügung stehen, noch beschränkt ist. Häufige Eingriffe wie Gebärmutter-, Schilddrüsen- und Gallenblasen-Entfernungen, das Einsetzen von Herzschrittmachern, Knie- und Hüftprothesen sowie Leistenbruch-OPs oder Mandeloperationen sind zwar erfasst, aber bei anderen Operationen bestehen noch Lücken. Diese gibt es auch, wenn es um die „schwarzen Schafe“ unter den Krankenanstalten angeht. In welchen Abteilungen es überdurchschnittlich oft Probleme gibt, ist dank der A-IQI-Qualitätsmessungen zwar bekannt, doch wer diese namentlich sind, erfährt der Patient nicht.
Vermeidbare Fehler
Laut einer aktuellen EU-Studie zu „Behandlungsfehlern und Kosteneffektivität von Patienten-sicherheitsprogrammen“ wäre jede zweite medizinische Fehlbehandlung in Europa vermeidbar. Ein häufiges Problem ist etwa die falsche Medikation. Laut Schätzungen der Österreichischen Plattform Patientensicherheit lässt sich immerhin rund ein Viertel der unerwünschten Ereignisse im Krankenhaus auf Probleme bei der Medikamentengabe zurückführen. Auch wenn Abteilungen, die hier und in anderen Bereichen Qualitätsmängel aufweisen, nicht geoutet werden, soll www.kliniksuche.at doch Fortschritte bringen, wie Dr. Türk erklärt: „Jene Abteilungen, die die vorgeschriebene Qualität nicht erreichen, sind mit Maßnahmen belegt. In einem laufenden Monitoring werden die Fortschritte ersichtlich. Darüber hinaus wird derzeit am Aufbau eines Systems für bundesweite Aufzeichnungen über Spitalskeime gearbeitet.“ Trotz aller Restrisiken geht doch meist alles gut. In Österreichs Spitälern werden pro Jahr rund 1,2 Millionen Operationen durchgeführt. Die Wahrscheinlichkeit, dabei Opfer eines ärztlichen Kunst-fehlers oder falsch behandelt zu werden, ist zum Glück sehr gering. Vor allem die gefürchteten Narkose-zwischenfälle haben sich bei den Qualitätsmessungen als sehr seltenes Phänomen herausgestellt. Dennoch ist die sicherste Operation immer noch die, die man gar nicht braucht. Daher sollte man unbedingt eine zweite oder dritte Expertenmeinung einholen, um sicherzugehen, dass der empfohlene Eingriff auch wirklich notwendig und sinnvoll ist.
Reha-Kompass
Österreichs Rehabilitations-Einrichtungen bieten rund 9.000 Betten für chronisch kranke Menschen oder für die Regeneration nach Operationen und schweren Erkrankungen. Welches Bett das Richtige ist, verrät der Rehabilitationskompass (https://rehakompass.goeg.at), ein elektronisches Verzeichnis rund um die stationären Rehabilitationseinrichtungen im Lande. Hier kann man gezielt nach Bundesland und Indikation filtern. Die Detailergebnissebeschreiben die Organisation, das medizinische Angebot und die Ausstattung der Reha-Einrichtung. Auch Online-Formulare für den Antrag auf Rehabilitations-, Kur- und Erholungsaufenthalt lassen sich hier abrufen.
Spitals-Tipps
Die Österreichische Plattform Patientensicherheit bietet einen Online-Leitfaden für den sicheren Krankenhausaufenthalt zum kostenlosen Download auf www.plattformpatientensicherheit.at. Im „Patientenhandbuch“ kann man nachlesen, was man selbst und Angehörige aktiv tun können, damit mit der OP alles klappt.
Bei den Empfehlungen geht es zum Beispiel um die Kommunikation mit Krankenhausmitarbeitern, um Hygienemaßnahmen, um Wissenswertes zur Medikamenteneinnahme oder um Patientenrechte. Ergänzt wird das Angebot durch eine „PatientensicherheitsApp“ mit Informationen, nützlichen Checklisten, einer Medikamentenliste und der Möglichkeit, ein Patienten-Tagebuch zu führen. Ein Finder zeigt zudem den Weg zur nächstgelegenen Patientenanwaltschaft oder Selbsthilfegruppe.
INFO
Dr. Regina Sailer
November 2018
Kommentar
Dr. Silvia Türk
Bundesministerium für Gesundheit und Frauen, Wien
Bilder: shutterstock, privat