Bei einer Erkältung sehnt sich der Patient besonders nach gutem Schlaf. Eine verstopfte Schnupfennase ist da wenig hilfreich. Gerade am Abend greifen daher viele Menschen zu Nasenspray oder Tropfen, um sich Erleichterung zu verschaffen. Aber Achtung: Diese Medikamente können süchtig machen, berichtet das LKH Steyr.
Die Nasenschleimhäute sind wichtige Verbündete im Kampf gegen die Erkältung. Sie wärmen und befeuchten die eingeatmete Luft, filtern Schmutzpartikel aus ihr heraus und stoßen diese dann ab. Damit verhindern sie auch ein Einnisten von Keimen. Hat der Schnupfen zugeschlagen, schwellen die Schleimhäute an und machen das Atmen schwer. „Natürlich ist der Einsatz von abschwellenden Nasensprays oder Tropfen sehr hilfreich. Es können sogar weiterführende Infektionen der Nebenhöhlen und Ohren so verhindert werden. Beachten muss man aber unbedingt die Einnahmedauer. Mehr als eine Woche sollte kein Schnupfenspray im Einsatz sein“, warnt Prim.a Ulla Folger-Buchegger, MBA, Leiterin der HNO-Abteilung am Landes-Krankenhaus Steyr (im Bild oben).
Die Inhaltsstoffe verengen die Gefäße, dadurch verringert sich die Blutzufuhr in der Nase. Dies lässt die Schleimhäute abschwellen. Das hilft für bis zu zehn Stunden dabei, wieder Luft zu bekommen. Beim einem akuten Schnupfen kein Problem. Aber auf Dauer über Wochen angewendet, gewöhnt sich der Körper an die regelmäßige Dosis und überreagiert in der Folge: „Wenn die Wirkung nachlässt, schwellen die Schleimhäute stärker, schon nach kurzer Zeit, wieder an. Die Nase trocknet dadurch übermäßig aus, außerdem werden auch die feinen Härchen geschädigt, die Staub und Keime abtransportieren. Am Ende hat man einen Dauerschnupfen, der schwer wieder abzustellen ist“, so die Expertin. Bei richtiger Verabreichung verbleiben die gefäßverengenden Inhaltsstoffe im Nasen-Bereich. Bei falscher können diese in den Körper wandern – das zwar grundsätzlich nicht gesundheitsgefährdend ist, bei Dauereinnahme aber eine völlig unnötige Belastung darstellt.
Nasenspray darf nicht zum Dauerbegleiter werden
„Ist das kleine Fläschchen mit dem Medikament schon dauerhafter Begleiter, muss man handeln“, empfiehlt Folger-Buchegger und erklärt den Ablauf einer Entwöhnung:
„Zu Beginn kann man die Dosis reduzieren, indem man auf Präparate für Kinder zurückgreift. Auch ein Umstieg auf Nasensprays mit hypertoner Salzlösung (das ist eine Salzlösung mit etwas erhöhtem Salzgehalt und ist in der Apotheke als hypertone Salzlösung erhältlich) unterstützt den Entwöhnungsprozess. Diese wirken ebenfalls abschwellend, wenn auch nicht stark und prompt. Dafür muss man sich hierbei nicht vor einem Gewöhnungseffekt fürchten. Hat man die ersten zwei bis drei Wochen geschafft, regeneriert sich die Schleimhaut meist vollständig.“
Abhilfe kann auch die Anwendung einer Nasenspülung mit einer speziellen Salzlösungsdusche schaffen. Zusätzlich zur erfolgreichen Bekämpfung der Abhängigkeit, muss geklärt werden, warum der Dauerschnupfen überhaupt entstanden ist: „Oft sind es Allergien, die die Betroffenen quälen und die Nase verstopfen“, betont die HNO-Expertin und ergänzt: „Im Falle einer akuten Erkältung rate ich am Anfang zum Einsatz von Schnupfentropfen. Verbessern kann man die Wirksamkeit, indem man diese im Liegen anwendet. Am besten gelingt die Abschwellung im Bett oder auf der Couch. Man lässt den Kopf über die Kante hängen, den Hinterkopf nach unten und das Kinn in die Höhe. Wenn man jetzt pro Seite einige Tropfen in die Nase träufelt und noch drei bis fünf Minuten abwartet, kann sich das Präparat gut in der Nase verteilen, rinnt durch die Schwerkräfte in die vielen kleinen Ritzen und Spalten und die Nase ist frei für mehrere Stunden. Richtig im Liegen verabreicht kann man die Häufigkeit der Anwendung reduzieren, schluckt nichts mehr über den Rachen, erspart sich so den unangenehmen Geschmack und braucht nach einigen Tagen hoffentlich keine Tropfen mehr.“
Mag. Christian Boukal / LKH Steyr
Jänner 2019
Foto: gespag