DRUCKEN

Unerwünschte Arzneimittelereignisse in österr. Krankenhausdiagnosen


Download (PDF, 3 MB)


Zusammenfassung

 

Im vorliegenden Projekt ADE3 werden die Krankenhausdiagnosen des Basisdatensatzes (Minimum Basic Data Set – MBDS) der österreichischen Krankenanstalten aus den Jahren 2001 bis 2011 (bereitgestellt vom Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger) analysiert und wir fokussieren uns auf Diagnosen, welche auf unerwünschte Arzneimittelereignisse (UAE, engl. ADE - Adverse Drug Event) hinweisen. Das Projekt baut auf den Vorarbeiten der Projekte Arzneimittelsicherheit: Krankenhausaufenthalte infolge unerwünschter Arzneimittelwechselwirkungen“ (ADE1) und „Arzneimittelsicherheit: Unangemessene Arzneimittelkombinationen“ (ADE2) auf. Das Projekt ist in die drei Teilprojekte Datenaufbereitung, Statistische Analyse und Interaktive regionale Analyse gegliedert.

 

Datenaufbereitung: Der MBDS-Datensatz umfasst 26.394.317 Krankenhausaufenthalte mit 72.471.386 Krankenhausdiagnosen (Haupt- und Nebendiagnosen). Zur Identifikation ADE-relevanter Diagnosen wurden die 505 ADE-Diagnosen von Stausberg (D) an die Dokumentationsabläufe in Österreich angepasst (i.e. 458 ICD-10-Diagnosen, unterteilt in die 7 Kategorien nach Stausberg). 16 Komorbiditäten (z.B. Diabetes, Nierenerkrankungen, etc.) wurden über 213 unterschiedliche ICD-10-Codes identifiziert und ebenfalls den Krankenhausdiagnosen zugewiesen. Zu jedem Krankenhausaufenthalt wurde die Versorgungsregion des Krankenhauses und, falls es sich um österreichische Patienten handelte, die Versorgungsregion des Wohnbezirkes zugewiesen. Um die Auswertungen zu standardisieren wurde für jede Versorgungsregion die Einwohnerzahl nach Altersgruppe und Geschlecht in den Jahren 2001 bis 2011 aus Daten der Statistik Österreich berechnet. Das Kartenmaterial „Gemeindegrenzen Österreich“ des „Open Data Portal Österreich“ wurde mit Informationen zu den 32 Versorgungsregionen erweitert und kann so direkt für die interaktive regionale Analyse verwendet werden.

 

Statistische Analyse: Im Verlauf der Jahre 2001 bis 2011 ist der prozentuale Anteil der ADE-Diagnosen an allen Krankenhausdiagnosen von 4,5 % auf 5,5 % gestiegen. Sowohl bei den Alters- und geschlechts-standardisierten Aufenthaltsraten pro 100.000 Einwohner, als auch bei den mit logistischen Regressionen berechneten Odds-Ratios, haben Frauen in den ADE-Kategorien A1, A2, B1 und B2 ein erhöhtes Risiko eines ADE-Aufenthaltes. Patienten zwischen 15 und 29 Jahren haben ein ca. zweimal größeres Risiko einer A2 Diagnose und ein 3,8-mal größeres Risiko einer B2 als die Patienten in der Altersgruppe 75+. Für das Jahr 2006 betragen die Prävalenzen für ADE-Diagnosen der Kategorien: A1+A2: 1,78%; B1+B2: 0,27% und C: 0,38%. Ebenfalls im Jahr 2006 haben Patienten im Altersintervall 0-53 Jahre im Vergleich zu den über 53 Jährigen ein leicht erhöhtes Risiko eines ADE-Aufenthaltes, Odds-Ratio von 1,17, 95%KI (1,15–1,19).

 

Interaktive regionale Analyse: Zur Erstellung interaktiver regionaler Analysen wurde die Webapplikation „JADE Regio“ entwickelt. Diese Applikation verwendet das freie Statistik-Framework R und das R-Paket „Shiny“. Über eine Verlaufsgrafik und einer Österreichkarte können einfach standardisierte Raten von Krankenhausaufenthalten mit ADE und Komorbiditäten nach Geschlecht und Altersgruppen in unterschiedlichen Zeitintervallen visualisiert werden. Es wird zwischen Zielbezug (i.e. Ort des Krankenhauses mit Rate der Aufenthalte pro 100.000 Aufenthalte) und Quellbezug (i.e. Wohnbezirk der Patienten mit Rate der Aufenthalte pro 100.000 Einwohner) unterschieden.

Zuletzt aktualisiert am 14. November 2020