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Tumortherapiefelder bei Glioblastom


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Hintergrund

Das Glioblastom, von der WHO als Astrozytom Grade IV kategorisiert, ist der aggressivste und häufigste der primären malignen Hirntumoren. Die mediane Überlebenszeit liegt zwischen 12 und 18 Monaten bei maximaler Therapie. Ohne Intervention versterben die PatientInnen bald nach Diagnosestellung. Trotz initialer maximaler chirurgischer Resektion und multimodaler Therapie kommt es in 70% innerhalb eines Jahres zu einer Progression mit weniger als 5% Überlebenschance nach 5 Jahren. Das Behandlungsmanagement eines Glioblastoms umfasst die neurochirurgische Intervention, Bestrahlung und Chemotherapie. Zusätzlich ist die Tumorfeldtherapie (TTF) als vierte Therapiemodalität verfügbar mit dem Ziel der Lebensverlängerung und einer besseren Lebensqualität.

 

Ziel

Die vorliegende Arbeit untersucht die Wirksamkeit und Sicherheit der Tumorfeldtherapie anhand von Studien.

 

Methodik

Es erfolgte eine systematische Suche in 2 Datenbanken, PubMed und Cochrane Library ohne keine Einschränkung hinsichtlich der Sprache oder des Suchzeitraums. Für die Wirksamkeit wurden RCTs eingeschlossen, für die Sicherheit wurden RCTs, Fallserien mit 10 oder mehr eingeschlossenen PatientInnen und einem Beobachtungszeitraum von zumindest 6 Monaten und Registerdaten mit 100 oder mehr eingeschlossenen PatientInnen eingeschlossen.

 

Ergebnisse

Bei PatientInnen mit einem Glioblastom Rezidiv zeigt die TTF Therapie eine zumindest gleiche Wirkung auf die Gesamtmortalität im Vergleich zu Chemotherapie. Die Erhebung der Lebensqualität zeigt, dass Patienten, die die TTF Therapie erhielten, tendenziell bessere kognitive und emotionale Funktionen behalten als jene, die mit Chemotherapie behandelt werden. In Bezug auf die generelle gesundheitsbezogene Lebensqualität fand sich jedoch kein bedeutsamer Unterschied zwischen den Gruppen.

Bei PatientInnen mit einem neu diagnostizierten Glioblastom zeigt die TTF Therapie plus Temozolomid eine statistisch signifikant höhere generelle Überlebenszeit von 19,6 Monaten gegenüber alleiniger Temozolomid Therapie mit 16,6 Monaten. Die TTF Therapie plus Temozolomid zeigt mit 7,1 Monate in Bezug auf die mittlere progressionsfreie Überlebenszeit ebenfalls ein statistisch signifikantes Ergebnis gegenüber alleiniger Temozolomid Therapie von 4 Monaten. In diesem Patientenkollektiv wurden keine Ergebnisse zur Lebensqualität berichtet.

Die häufigste dermatologische Nebenwirkung der TTF Therapie ist eine Kontaktdermatitis Grad 1 bis 2 mit einer Bandbreite von 16% bis 43% in den randomisiert klinischen Studien und der Studie mit Registerdaten.

 

Schlussfolgerung

Eine randomisiert klinische Studie zeigt für PatientInnen mit Glioblastom Rezidiv eine zumindest gleiche Wirkung auf die Gesamtmortalität im Vergleich zu Chemotherapie, die TTF Therapie war der Chemotherapie jedoch nicht überlegen. Bei neu diagnostiziertem Glioblastom zeigt eine randomisiert klinische Studie eine statistisch signifikant höhere Überlebenszeit und progressionsfreie Überlebenszeit  der TTF Therapie plus Temozolomid gegenüber alleiniger Temozolomid Therapie.

Therapieadhärenz dürfte ein wichtiger Prädiktor für ein verbessertes Überleben sein. Der Gebrauch des Gerätes von mehr als 18 Stunden pro Tag führte in einer post-hoc Analyse bei Glioblastom Rezidiv PatientInnen zu einem signifikant längeren Überleben. Unerwünschte Ereignisse der TTF Therapie sind hauptsächlich milde bis moderate Hautirritationen, nicht erfasst wurden in den Studien unerwünschte Ereignisse, die zu einer Unterbrechung oder Abbruch der TTF Therapie führten.


Zuletzt aktualisiert am 14. November 2020