Wenn weiße Bläschen im Mund beim Schlucken schmerzen, handelt es sich meist um Aphthen. Sie heilen von selbst wieder ab und sind nicht gefährlich. Gegen die Schmerzen stehen viele verschiedene Hausmittel zur Verfügung.
Bei Aphthen handelt es sich um Entzündungen der Mundschleimhaut. Die rundlichen Bläschen mit weißem Belag sind schmerzhaft und unangenehm, ansonsten aber harmlos. Sie sind nicht ansteckend, man kann sie also weder durch Nießen, Küssen etc. übertragen. Der Schmerz ist unabhängig von der Größe der Bläschen, er tritt vor allem bei Kontakt mit Nahrung (beim Kauen und Schlucken) oder in schlimmeren Fällen auch beim Sprechen auf.
Aphthen sind ein weit verbreitetes Problem, sie treten sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen auf; jeder Fünfte leidet zumindest einmal im Leben an diesen Bläschen. „Die Häufigkeit ihres Auftretens ist individuell sehr verschieden. Bei manchen treten sie ein einziges Mal auf, bei anderen kehren sie in kürzeren oder längeren Abständen wiederholt oder sogar regelmäßig wieder zurück“, sagt Dr. Sabine Wied-Baumgartner, Allgemeinmedizinerin in Linz.
Aphthen-Typen
Minor-Typ: diese relativ kleinen Aphthen (zirka fünf Millimeter groß) treten am häufigsten auf, meist zeigen sich zwei bis vier Stück gleichzeitig. Sie können sich im ganzen Mundraum bilden: In der Mundhöhle, am Gaumen, innen an den Lippen, an der Wangenschleimhaut, im Zahnfleisch. Eine Abheilung findet meist nach einigen Tagen statt, spätestens nach zehn bis vierzehn Tagen. Es bleiben keine Narben zurück.
Major-Typ: diese eher seltenen Aphthen sind gut einen Zentimeter groß; sie sind dicker als der Minor-Typ. Es treten immer nur ein oder zwei Stück gleichzeitig auf. Auch dieser Typ kann sich im gesamten Mundraum zeigen. Der Heilungsprozess kann mehrere Wochen dauern, wobei eine kleine Narbe zurückbleiben kann.
Diagnose
Mittels Blickdiagnose erkennt ein Arzt, ob Aphthen vorliegen. Typisches Erscheinungsbild sind weiße Bläschen auf rotem Untergrund (entzündete Schleimhaut). „Treten Aphthen immer wieder auf, sollte man sich auch Gedanken machen, warum das so ist und man sollte sich auf die Suche nach möglichen Ursachen und Auslösern machen, damit man nicht nur die Beschwerden, sondern auch die Gründe dafür beseitigen kann“, rät Wied-Baumgartner.
Ursachen und Auslöser
Die zugrundeliegenden Ursachen sind wissenschaftlich noch strittig, klar ersichtlich sind jedoch eine Fülle von Auslösern.
Stress und Emotionen: Stress ist unstrittig einer der häufigsten Auslöser. „Wer bei Stress mit Aphthen reagiert, der bekommt sie oft schon bei geringen Anlässen. Ein klein wenig Aufregung kann bei solchen Patienten schon ausreichen, um sie erblühen zu lassen. Auch Emotionen wie Angst, Wut und Trauer sind mögliche und auch häufige Auslöser“, sagt Wied-Baumgartner.
Nahrungsmittelunverträglichkeiten: Aphthen sind eine häufige Begleiterscheinung von Nahrungsmittelunverträglichkeiten. „Sie zeigen sich vor allem bei Histaminintoleranz. Wenn jemand beispielsweise stark auf Rotwein, Käse oder Nüsse reagiert, der reagiert auffallend oft auch mit Aphthen in der Mundhöhle“, so Wied-Baumgartner.
Erkrankungen: Aphthen treten häufig im Zuge von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn, Colitis ulcerosa und Zöliakie auf. Auch andere Erkrankungen bringen Aphthen mit sich, so zum Beispiel Morbus Behçet (eine seltene, entzündliche Gefäßerkrankung, Neutropenie (Verminderung bestimmter weißer Blutzellen) oder einer HIV-Infektion.
Zähne: Die schmerzhaften Bläschen zeigen sich häufig nach einem Zahnarztbesuch. Sie dürften durch mechanische Verletzungen der Mundschleimhaut entstehen und/oder wegen des damit verbundenen Stresses eines Zahnarztbesuchs. Auch unvorsichtiges Zähneputzen kann die Schleimhaut verletzen und Aphthen hervorrufen, ebenso mangelnde Mundhygiene (seltene Erneuerung der Zahnbürste).
Weitere Auslöser
- Geburt eines Kindes (gepaart mit Eisenmangel)
- Bei Kindern zeigen sie sich bei geschwächtem Immunsystem und bei schweren Lebensmittelunverträglichkeiten
- Schlafmangel
- schwaches Immunsystem
- schwankender Hormonhaushalt
- Gene: Aphthen treten in manchen Familien gehäuft auf
- Medikamente (entzündungshemmende Präparate)
- Chemotherapien
Therapie
Entweder wartet man einfach ab, bis die Aphthen von selbst wieder vergehen, oder man lindert die Schmerzen mittels entzündungshemmender und schmerzlindernder Mittel (Mundspülungen, Salben, Sprays) oder mittels altbewährter Hausmittel.
Hausmittel
Es gibt eine Fülle von Hausmittel, die gegen Aphthen eingesetzt werden, hier ein Auszug:
Backpulver: Backpulver mit Wasser anrühren und zu einer Paste vermischen. Diese auf die betroffenen Stellen auftragen und einwirken lassen. „Macht man das zweimal am Tag, schafft das ein basisches Milieu, das die Aphthen dämpft und abklingen lässt. Den gleichen Effekt kann man auch mit Speisesoda bewirken, denn auch Natron wirkt basisch“, sagt Wied-Baumgartner.
Schwarztee: den Tee im Mund spülen, nach einer Minute schlucken oder ausspucken; wirkt entzündungshemmend und schmerzlindernd.
Teebaumöl: ein paar Tropfen in ein Glas Wasser geben und im Mund durchspülen. Wirkt antiseptisch, lindert den Schmerz.
Aloe Vera: Den Saft der Pflanze direkt auf die Aphten verteilen und dreißig Minuten einwirken lassen. Die Anwendung mehrmals täglich wiederholen. Zusätzlich kann der Mund mit frischen Aloe Vera Saft gespült werden. Dieser ist auch im Drogeriemarkt oder in der Apotheke erhältlich.
Salbei: Salbeiblätter aufkochen, zehn Minuten ziehen lassen. Den Mund mehrmals am Tag mit dem Tee spülen. Ersatzweise kann man auch Kamille verwenden.
Eiswürfel: Das Lutschen eines Eiswürfels lindert die Reizung und die Kälte betäubt den Schmerz.
Heidelbeeren: Das Kauen der kleinen blauen Beeren kann entzündungshemmend wirken.
Propolis: Propolis als Lösung mit einem Wattestäbchen auftragen; hat antiseptische Wirkung.
Immunsystem stärken
„Treten Aphthen immer wieder auf, würde ich einerseits ein Blutbild machen lassen und andererseits das Immunsystem stärken. Ich empfehle Vitamin C hochdosiert einzunehmen, und zwar mindestens ein Gramm pro Tag. Wer das nicht so gut verträgt und Durchfall bekommt, kann mit kleinen Dosen beginnen und diese langsam steigern. Noch effektiver sind Vitamin C-Injektionen. Vitamin C kann man täglich und auch längerfristig supplementieren. Da es wasserlöslich ist, wird ein mögliches Zuviel einfach wieder aus dem Körper ausgespült, es kann daher nicht toxisch wirken. Eine Supplementierung ist in der Regel auch dann sinnvoll, wenn man sich ausgewogen ernährt, denn Vitamin C ist in der Nahrung, wie etwa in Obst, immer weniger vorhanden“, sagt Wied-Baumgartner.
Auch eine Zink-Supplementierung kann hilfreich sein. Zink sollte allerdings nur kurzfristig (einige Tage) eingenommen werden, maximal 50 mg pro Tag.
Abgrenzung
Aphthen werden vom (ebenfalls häufig auftretenden) Krankheitsbild Stomatitis aphthosa unterschieden, wobei es sich um eine Herpes-simplex-Infektion der Mundschleimhaut handelt. Während herpesbedingte Bläschen eher an den Rändern der Zunge auftreten und sehr klein sind (ein bis drei Millimeter), treten Aphthen vermehrt am Gaumen und auch tief in der Mundhöhle auf. Ein Bluttest im Labor kann im Zweifelsfall Aufschluss geben, ob Herpesviren ursächlich vorhanden sind oder nicht.
Dr. Thomas Hartl
November 2019
Bild: shutterstock