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Arzt misst mit Maßband den dicken Bauch eines Mannes

Fettleber – ein Massenphänomen

Bei einer Fettleber befindet sich zu viel Fett in den Leberzellen. Bedrohlich für die Gesundheit wird dieser Befund vor allem dann, wenn zu der Verfettung eine Entzündung hinzukommt. Eine solche Form der Hepatitis kann zu schweren Gesundheitsschäden führen. 

25 bis 30 Prozent aller Österreicher haben eine Fettleber. Männer sind häufiger betroffen als Frauen. Gefährdet an einer Fettleber zu erkranken sind primär Übergewichtige, aber auch Diabetiker und Menschen mit regelmäßigem und übermäßigem Alkoholkonsum.

Eine Fettleber entsteht meist durch Überernährung, die zu Fetteinlagerung in der Leber führt. Nur selten sind schlanke Menschen betroffen. Ist das der Fall, kann eine genetische Ursache zugrunde liegen.

Immer mehr jüngere Menschen sind davon betroffen. „Heute ist es keine Seltenheit mehr, wenn ein 25-Jähriger einen fortgeschrittenen Leberschaden hat, mitunter deshalb, weil ein ungesunder Lebensstil mit Überernährung und zu wenig körperlicher Aktivität gelebt wird“, sagt OÄ Dr. Stephanie Hametner, Hepatologin am Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern. 

Verschiedene Arten 

Besteht der Verdacht auf Fettleber, müssen verschiedene Arten unterscheiden werden, da die möglichen Folgen sehr unterschiedlich sind:

  • Einfache Fettleber: Hier besteht eine bloße Verfettung (Steatose) der Leber, die (noch) keine Entzündung zeigt
  • Nichtalkoholische Fettleberhepatitis: Verfettung plus Entzündung
  • Alkoholische Fettleberhepatitis
  • BASH (Both alcoholic and non-alcoholic Steatohepatitis): In diesen Fällen ist eine entzündete Fettleber auf zwei Ursachen in Kombination zurückzuführen, nämlich auf Überernährung plus erhöhtem Alkoholkonsum. „Tatsächlich liegt diese Form einer Fettleber sehr häufig vor“, sagt Hametner. 

Einfache Fettleber 

Eine einfache Fettleber ist frei von Entzündungen. „Fast jeder dritte bis vierte Österreicher hat eine solche Form der Fettleber. In den meisten Fällen ist eine ungesunde Lebensweise ursächlich“, sagt Hametner.

Eine einfache Fettleber ist für sich genommen keine „schwere“ Erkrankung und bedeutet keine unmittelbare Gesundheitsgefährdung. Fallweise kann sie das Befinden beeinträchtigen, führt aber nur sehr selten zu Leberschäden. Typisch für diese Form ist das gleichzeitige Auftreten eines metabolischen Syndroms definiert durch Übergewicht, großer Taillenumfang, erhöhtes LDL-Cholesterin, erhöhte Triglyceride, hoher Blutdruck, erhöhter Nüchternblutzucker. Betroffene mit diesen Merkmalen erkranken im Laufe der Jahre häufig an Diabetes-Typ-2 und an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Auch besteht die Gefahr, dass die Fetteinlagerungen in der Leber im Laufe der Zeit zu Entzündungen führen. 

Entzündete nichtalkoholische Fettleber 

In 10 bis 25 Prozent der Fälle einer „einfachen Fettleber“ entsteht eine Fettleberhepatitis. Eine solche Fettleberentzündung ist ein ernstzunehmender Befund. Man unterscheidet bei diesen Entzündungen die durch Alkohol bedingte ASH (alkoholische Steatohepatitis) und die NASH (nicht alkoholische Steatohepatitis). Durch eine Fettleberentzündung kann langfristig die Leber vernarben und eine Zirrhose entstehen, die ein erhöhtes Risiko für Leberkrebs birgt. 

Alkoholische Fettleberentzündung 

Auch Alkoholkonsum kann zu einer entzündeten Fettleber führen. Diese sogenannte ASH (Alcoholic Steatohepatitis) kann im Lauf der Jahre zu weiteren schweren Lebererkrankungen wie Zirrhose und Leberkrebs führen. 

Symptome 

Eine Fettleber entwickelt sich schleichend und still und erzeugt keine auffälligen Beschwerden wie etwa Schmerzen. Fallweise können sich Symptome wie Druckgefühl im rechten Oberbauch und Müdigkeit zeigen.

Erst bei Fortschreiten der Entzündungsreaktion zeigen sich merkliche Erhöhungen der Leberwerte. Starke Beschwerden, die den Patienten ernsthaft einschränken, sind aber auch dabei selten. 

Diagnose 

Bei Verdacht auf „Fettleber“ wird der Patient nach seinen Lebensgewohnheiten befragt: Ernährungsgewohnheiten, Ausmaß der körperlichen Aktivität, Gewicht.

Bei der Beurteilung der Blutwerte können die Leberwerte erhöht sein, oft zeigen sich aber keine Abweichungen von den Normwerten. Bei einer entzündeten Fettleber-Hepatitis jedoch sind zumeist zwei Leberwerte (GOT, GPT) erhöht. Bei erhöhten Leberwerten sollen immer auch andere mögliche Diagnosen, wie z.B. eine Virus-bedingte Hepatitis, ausgeschlossen werden.

Im Fall erhöhter Leberwerte ist eine Ultraschalluntersuchung sinnvoll. Im Ultraschall erscheint eine verfette Leber heller als eine gesunde Leber und auch – im direkten optischen Vergleich – heller als die Niere.

Bei Unklarheiten in der Diagnosefindung, stehen weitere Untersuchungsmethoden (spezielle Laborwerte, spezielle Ultraschallverfahren) zur Verfügung. 

In folgenden Fällen ist eine Biopsie (Gewebsentnahme) der Leber nötig, um eine sichere Diagnose stellen zu können:

  • Wenn eine längerfristige Lebensstiländerung (Gewichtsabnahme durch Ernährungsumstellung und Sport) zu keiner Verbesserung der Leberwerte führt und man ein Fortschreiten der Erkrankung befürchtet, ohne die exakte Diagnose zu kennen.
  • Wenn Zweifel an der Diagnose Fettleber bestehen. Zum Beispiel, wenn der Patient schlank ist, nicht übermäßig Alkohol konsumiert und die bekanntesten Lebererkrankungen bereits ausgeschlossen werden konnten. 

Therapie 

Da bisher keine zugelassene medikamentöse Therapie existiert, liegt es an den Patienten selbst, die Fettleber abzubauen. Die gute Nachricht ist: Eine Fettleber ist reversibel. Der Fettabbau ist in Anfangsstadien der Erkrankung jederzeit möglich und kann von jedem Patienten in Angriff genommen werden. Nötig ist lediglich eine Änderung des Lebensstils.

Das Ziel der Bemühungen lautet primär Gewichtsreduktion. Konkrete Empfehlungen:

  • Ernährungsumstellung und Verminderung der Energiezufuhr: 500 bis 1.000 Kalorien sollen pro Tag weniger zugeführt werden als bisher. Zu schnelle Gewichtsreduktion sollte man vermeiden, keine Nulldiäten durchführen. Der Umstieg auf Mediterrane Kost hat sich vielfach bewährt, um eine Fettleber abzubauen.
  • Körperliche Bewegung und Sport: Empfohlen werden mindestens 180 bis 200 Minuten pro Woche; idealerweise werden Ausdauer und auch Kraft trainiert.
  • Je nach Vorhandensein anderer Erkrankungen oder Risikofaktoren sind auch diese zu behandeln. Beispiele: Diabetes korrekt einstellen, Cholesterin und Bluthochdruck mittels Medikamenten therapieren. 

Weitere Maßnahmen 

Viele Betroffene setzen zur Entlastung der Leber auf altbewährte Hausmittel wie Leberwickel und bestimmte Tees (Mariendistel, Löwenzahn, Grüner Tee etc.). Auch Vitamin E, Artischocken, Ingwer und vieles mehr wird zur Unterstützung der Leber konsumiert. „All das kann zwar unterstützend wirken, schlussendlich führt jedoch bei den meisten Patienten kein Weg an einer ernstgemeinten Gewichtsreduktion vorbei“, sagt Hametner.

Eine gute Nachricht für Kaffee-Liebhaber: Kaffee schaden der Leber nicht. „Im Gegenteil. Bei einer Fettleber wirken ein paar Tassen pro Tag erwiesenermaßen sogar positiv“, sagt die Hepatologin.

 

Dr. Thomas Hartl

Jänner 2019


Bild: shutterstock


Zuletzt aktualisiert am 13. November 2020