Lymphknoten sind Teil des Immunsystems und schützen uns vor verschiedensten Krankheitserregern. Schwellen sie an, zeigt das, dass sie stark mit Immunabwehr beschäftigt sind. Die Ursachen geschwollener Lymphknoten am Hals sind vielfältig, meist zeigen sie einen HNO-Infekt an.
Lymphknoten sind kleine runde oder ovale Ansammlungen von Zellen in einer Bindegewebskapsel. Als Teil des Immunsystems wirken sie mit, Infektionen an der Ausbreitung im Körper zu hindern. Bis zu 100 Lymphknoten befinden sich auf jeder Seite des Halses. Die meisten sind seitlich gelagert, einige wenige befinden sich auch mittig am Hals.
Wichtige Filterfunktion
Bekämpft ein Lymphknoten Viren, Bakterien oder andere Krankheitserreger, kann er auf eine Größe von über einen Zentimeter anschwellen und sich entzünden. Schwellen Lymphknoten an, deutet das meist auf eine Reaktion des Immunsystems hin. Dieser Vorgang zeigt, dass der Körper gegen eine Entzündung ankämpft. Die Knoten erfüllen also ihre Funktion und zeigen auch, dass das Immunsystem gut funktioniert.
Teil des Lymphsystems
Lymphknoten sind Teil des Lymphsystems. Dieses besteht aus einem Netz aus Organen, Gefäßen und Drüsen und zieht sich durch den ganzen Körper. Die Lymphflüssigkeit (Lymphe) durchläuft die Lymphknoten. Die Flüssigkeit ist durchsichtig und besteht aus Wasser, Proteinen, Fetten und weißen Blutkörperchen. In den Knoten wird die Flüssigkeit gefiltert. Infektiöse Organsimen und schädliche Zellen (auch Krebszellen) werden erkannt, aussortiert und zerstört.
Knoten im ganzen Körper
Lymphknoten finden sich im gesamten Körper verteilt. „Jene am Hals, unter den Achseln und in der Leistengegend befinden sich direkt unter der Haut und können ertastet werden. Andere hingegen befinden sich tiefer im Gewebe und können mittels Ultraschalls entdeckt und begutachtet werden“, sagt Dr. Andreas Strobl, Oberarzt am Ordensklinikum Linz, Barmherzige Schwestern, Facharzt für HNO-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie.
Ursachen geschwollener Lymphknoten am Hals
Die Palette möglicher Ursachen ist breit:
- Bakterielle und virale Infekte der oberen Atemwege sind die häufigste Ursache. Es kann sich um grippale Infekte im HNO-Bereich, Schnupfen, Halsschmerzen, Nasen- und Ohrenentzündungen, Nebenhöhlenentzündungen oder Mandelentzündungen handeln. Geschwollene Knoten treten in diesen Fällen beidseits am Hals auf.
- Zähne: Infektionen im Bereich der Zähne, vor allem Wurzelentzündungen, können heftige und wiederkehrende Schwellungen bei nahegelegenen Lymphknoten verursachen.
- Virusinfektionen wie das Pfeiffersche Drüsenfieber (Infektion mit dem Eppstein-Barr-Virus). Diese zieht man sich sehr häufig in der Pubertät zu (darum wird sie volkstümlich als Kusskrankheit bezeichnet).
- Haut- oder Gewebeentzündungen: Lymphknoten können auch als Reaktion auf eine Entzündung der Haut oder des Gewebes im Halsbereich anschwellen.
- Erkrankungen wie HIV (Aids), Tuberkulose, Syphilis oder Morbus Boeck.
- Krebs: In seltenen Fällen sind geschwollene Knoten ein Hinweis auf eine Krebserkrankung.
- Mitunter ist die Ursache der Schwellung nicht feststellbar.
Schmerzen sagen wenig aus
Vergrößerte Lymphknoten können weich oder hart, schmerzhaft oder schmerzfrei, fixiert oder verschieblich sein. Schmerzen bedeuten nicht, dass geschwollene Lymphknoten bedrohlich sind, im Gegenteil, sie sind oft Begleiterscheinung harmloser Infekte. Zeigen sich schmerzlose Lymphknoten ohne Infekt länger als zwei Wochen, sollte man eine Ultraschalluntersuchung machen lassen. „Im Grunde kann man nicht generalisieren und sagen, welche Bedeutung Schmerzen haben. Ihr Vorhandensein ist wenig aussagekräftig“, sagt Strobl.
Wann zum Arzt?
Fällt einem eine Schwellung am Hals auf, die sich unabhängig von einem Infekt gebildet hat, sollte man einen HNO-Arzt aufsuchen. Gleiches gilt, falls die Schwellung nach dem Ende eines Infektes nicht zurückgeht. Ebenso sollte man sich untersuchen lassen, falls die Haut über der Schwellung wochenlang gerötet ist und das Gewebe darunter hart und verklumpt ist.
Diagnose
Bei einer Untersuchung informiert sich der Arzt im Gespräch eingangs über die Begleitumstände und tastet im Anschluss neben der Allgemeinuntersuchung die Lymphknoten am Hals ab. Weiters kann der Arzt Ultraschall einsetzen und eine Blutabnahme vornehmen. Im Blutbild zeigt sich, ob und welche Entzündungswerte erhöht sind und ob eine bakterielle oder virale Belastung als Ursache der geschwollenen Lymphknoten vorliegt.
Die Ergebnisse dieser Untersuchungen zeigen in den meisten Fällen, ob eine Therapie nötig ist oder nicht, und ob weitere Untersuchungen nötig sind. Erscheinen keine weiteren Maßnahmen nötig, wird man eine Verlaufskontrolle vornehmen, also nach einiger Zeit nochmals begutachten, ob die Knoten noch geschwollen sind oder sich normalisiert haben. Sind weitere Untersuchungen nötig, kann man mittels Punktion eine Gewebeprobe entnehmen oder man macht eine weitere Bildgebung, beispielsweise in Form einer PET CT Untersuchung.
Therapie
Geschwollene Lymphknoten infolge einer Virusinfektion bilden sich von selbst wieder zurück, wenn die Infektion abgeklungen ist. Liegt den geschwollenen Lymphknoten eine bakterielle Infektion zugrunde, ist die Gabe von Antibiotika angebracht. „Zeigt die Verlaufskontrolle im Ultraschall eine Verkleinerung der Knoten, dann befindet sich der Patient in der Regel auf einem guten Weg. Anderenfalls muss man die Sache genauer untersuchen und falls nötig weitere Maßnahmen setzen“, so Strobl.
Angst vor Krebs
Geschwollene Lymphknoten lösen häufig Angst aus, weil sie oft mit einer Krebserkrankung assoziiert werden. „Diese Ängste sind meistens unbegründet, denn Krebserkrankungen sind nur sehr selten die Ursache für die Schwellungen“, sagt Strobl.
Freilich können geschwollene Lymphknoten ein Hinweis auf eine Krebserkrankung sein. Ist ein Knoten steinhart und einseitig vorhanden und ist das umgebende Gewebe verklumpt und die Haut gerötet, kann (!) das ein Hinweis auf eine Krebserkrankung sein. Bei einer Tumorerkrankung ist man zudem körperlich sehr schwach, man leidet an Nachtschweiß, Fieber, unerklärlichem Gewichtsverlust und ist ständig müde. Auch (schmerzlose) Lymphome sind möglich, doch zeigen sich hier geschwollene Lymphknoten am und im ganzen Körper und nicht nur am Hals.
„Von Krebs befallene Lymphknoten im HNO-Bereich können operativ, mit Bestrahlung oder Chemotherapie behandelt werden. Sofern noch keine Fernmetastasen vorliegen, bestehen hier noch immer gute Chancen völlig gesund zu werden“, erklärt Strobl.
Nicht jede Beule oder Schwellung am Hals kommt von Lymphknoten
Bemerkt man Schwellungen am Hals, stammen diese zwar häufig von entzündeten Lymphknoten, es können aber auch andere Ursachen dahinterstecken, wie etwa ein Abszess (abgekapselte Eiteransammlung), die Schilddrüse (bei Schwellung mittig am Hals), die Speicheldrüsen (schmerzhafte Schwellung in Kopfnähe), Lipome (gutartige Fettgeschwulste), Zysten und Fisteln (können als Beule am Hals sichtbar sein) oder Schwellungen durch Nahrungsmittelunverträglichkeiten.
Dr. Thomas Hartl
Jänner 2020
Bild: shutterstock