Kanadische Forscher untersuchten in einer Studie, welche Medikamente häufig zu einer Gewichtszunahme führen. Sie gaben Hinweise für Patienten, wie sie bei einer ungewollten Gewichtszunahme durch Medikamente vorgehen können, berichtet das Deutsche Gesundheitsportal.
Zur Heilung von Krankheiten sind häufig Medikamente vonnöten. Einige Medikamente können allerdings zu einer meist unerwünschten Gewichtszunahme beitragen. Die kann wiederum zu einer verminderten Therapietreue oder gar zum Absetzen der Arzneien führen – vor allem auch dann, wenn schon Übergewicht besteht. Um dies zu verhindern, ist es wichtig, dass die Ärzte medikamentöse Therapien so auswählen, dass sie möglichst nicht zu einer Gewichtszunahme führen. Wissenschaftler der Wharton Medical Clinic, Toronto, Kanada nahmen sich des Themas Gewichtszunahme durch Medikamente in einer nun veröffentlichten Studie an und analysierten, welche Möglichkeiten für Patienten bestehen, wenn ein bei ihnen eingesetztes Medikament zu einer Gewichtszunahme führt.
Zahlreiche Medikamente können das Gewicht erhöhen
In ihrer Analyse fanden die Forscher heraus, dass Medikamente zur Bekämpfung von Psychosen, Depressionen, erhöhten Blutzuckerwerten und Bluthochdruck sowie Medikamente, die Kortison und andere Glucocorticoide enthalten (die z. B. zur Therapie von Asthma, Hauterkrankungen, entzündlichen Krankheiten oder Rheuma eingesetzt werden) zu einer Gewichtszunahme führen können.
Gewichtszunahme betrifft nicht alle, häufig gibt es Alternativen
Für Betroffene ist es gut zu wissen, dass es oft mehrere Medikamente zur Bekämpfung ihrer Krankheit gibt und sich diese Arzneien in ihren Auswirkungen auf das Gewicht oft unterscheiden. Wichtig zu wissen ist auch, dass Medikamente nicht bei jeder Person eine Auswirkung auf das Gewicht haben: Während ein Patient von einem Medikament zunimmt, kann das gleiche Medikament bei einer anderen Person zu keiner Veränderung des Gewichts führen.
Es kann bei einem Patienten zu einer unerwünschten Gewichtszunahme von mehr als 2 kg innerhalb eines Monats seit Therapiebeginn mit einem bestimmten Medikament kommen. Lässt sich die Zunahme nicht auf eine Änderung des Lebensstils zurückführen, sollte der Patient sich nicht davor scheuen, seinen behandelnden Arzt darauf ansprechen und nach alternativen Behandlungsmöglichkeiten fragen.
Bewegung und gesunde Ernährung als „Erste Hilfe“
Zunächst ist es ratsam zu versuchen, der Gewichtszunahme durch vermehrte Bewegung und verbesserte Ernährungsgewohnheiten zu begegnen. Führt das nicht zum Erfolg, kann der Arzt unter Umständen die Medikamentendosis anpassen und die Einnahme des Medikamentes ändern. Mit dem Medikament Prednison, das u.a. zur Therapie von Rheuma oder Allergien eingesetzt wird, konnten etwa gute Erfolge erzielt werden und eine Gewichtszunahme gemindert und sogar ein Gewichtsverlust erreicht werden, wenn es an regelmäßig wechselnden Tagen eingenommen wurde. Auch bei Insulinpflicht fiel die Gewichtszunahme niedriger aus, wenn Insulin, das den Blutzuckerspiegel absenkt, einmal täglich gespritzt wurde statt ein Verzögerungsinsulin anzuwenden (Verzögerungsinsuline sind mittellang wirkende Insuline).
Medikamentenwechsel besprechen
Sind all diese Maßnahmen nicht erfolgreich, kann mit dem Arzt über einen Wechsel des Medikaments gesprochen werden. Wie bereits erwähnt, unterscheiden sich Medikamente, die zur Behandlung einer Krankheit eingesetzt werden, teils erheblich in ihren Auswirkungen auf das Gewicht. Als Beispiel: Zur Behandlung von Depressionen kommen Medikamente aus der Gruppe der Trizyklika zum Einsatz: Während der Wirkstoff Amitriptylin zu einer Gewichtszunahme von 0,4 bis 7,3 kg führen kann, bewirkte ein anderer Wirkstoff aus der Gruppe der Trizyklika, das Trazodon, hingegen gar einen Gewichtsverlust von bis zu 1,2 kg, berichtet das Deutsche Gesundheitsportal aus der kanadischen Studie.
Schlussfolgernd sollten Patienten dazu motiviert werden, eine Gewichtszunahme durch Medikamente gemeinsam mit ihrem Arzt zu besprechen und anzugehen, damit auf diesem Wege die Therapietreue hoch bleibt und Krankheiten effektiv behandelt werden können ohne zu weiter steigenden Übergewichtszahlen zu führen.
Mag. Christian Boukal / Deutsches Gesundheitsportal
März 2020
Bild: shutterstock