Eine neue Antikörper-Therapie bringt Migräne-Patienten spürbare Erleichterung. Die Häufigkeit der Kopfschmerz-Attacken wird bis zu zwei Drittel gesenkt. Die Barmherzigen Brüder Linz waren nicht nur bei der Zulassungsstudie dabei. „Zur Zeit laufen zwei weitere Studien mit demselben Präparat, für die wir noch Patienten aufnehmen“, macht Prim. ao Univ.-Prof. Dr. Christian Lampl, Leiter der Abteilung für Neurologie mit Stroke Unit und Akutgeriatrie, Hoffnung für Betroffene.
„Um in die Studien aufgenommen zu werden, müssen Patienten an chronischer Migräne leiden (Migräne-Info siehe unten), einen eklatanten Übergebrauch an Schmerzmittel haben und sie dürfen keine andere Migräne-Prophylaxe nehmen. Patienten mit Migräne-Prophylaxe, die in die Studie aufgenommen werden, müssen diese drei Monate vorher absetzen“, erklärt Lampl. Auch Patienten, bei denen andere Therapien nicht wirken, kommen in Betracht.
Grundlage der Therapie ist die Hypothese, dass bestimmte Botenstoffe schmerzwahrnehmende Nervenfasern im Kopfbereich reizen und damit die Migräne auslösen. Hier setzen die CGRP (Calcitonin Gene-Related-Peptide)-Antikörper an. Sie blockieren die Wirkung des Botenstoffs, der für Migräneattacken mitverantwortlich ist. „Die neue Medikamentenklasse ist vor allem für die Vorbeugung der Migräne geeignet. Das Mittel können sich die Patienten einmal im Monat selbst mit einem Pen injizieren. Zusätzlich gibt es eine monatliche Kontrolle im Krankenhaus. Dafür ist es empfehlenswert, ein Kopfschmerztagebuch zur führen“, so der Mediziner. Im Schnitt konnten die Schmerzattacken bei der Zulassungsstudie um zwei Drittel gesenkt werden, bei einigen Patienten verschwanden die Schmerzen komplett.
Info Migräne
Für rund 800.000 Österreicher steht das Leben regelmäßig für mindestens einen Tag still: Sie leiden an Migräne – heftig pulsierenden Kopfschmerzen mit Lichtempfindlichkeit, Übelkeit und Erbrechen, die das Leben zur Qual machen. Zwischen den einzelnen Attacken liegen meist kurze Abstände, die jedoch sehr unregelmäßig ausfallen können. Im Durchschnitt haben Migränepatienten etwa zwei Migräneattacken pro Monat. Bei etwa acht Prozent der Patienten kommt es zu mehr als drei Attacken pro Monat. Hier wird zwischen episodischer und chronischer Migräne unterschieden. Bei episodischer Migräne leiden Betroffene in unterschiedlich großen zeitlichen Abständen an bis zu 14 Tagen im Monat unter Migräne. Bei einer episodischen Migräne mit Aura können den migränetypischen Beschwerden zusätzlich noch Wahrnehmungsstörungen wie Seh- und Hörprobleme oder eine halbseitige Lähmung von Gliedmaßen (Aura) vorausgehen. Bei der chronischen Migräne treten Kopfschmerzen an 15 Tagen oder mehr pro Monat auf.
Mag. Christian Boukal / Barmherzige Brüder Konventhospital Linz
Mai 2021
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