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15.04.2021, Wien/Wien: AUVA-Arbeitsunfallstatistik Wien 2020 im Corona-Rekordtief


2020 war ein Ausnahmejahr: Die Corona-Pandemie, Lockdowns, die Nutzung von Homeoffice und Kurzarbeitsregelungen wirkten sich direkt auf die Zahl der anerkannten Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten aus. Bei beiden ist für das vergangene Jahr in der Bundeshauptstadt – wie auch bundesweit – ein starker Rückgang zu verzeichnen.

Für Wien wurden 2020 von der AUVA 10.134 Arbeitsunfälle (ohne Wegunfälle) unselbständig Erwerbstätiger anerkannt. In absoluten Zahlen sind das um 4.611 Arbeitsunfälle (- 31,27 Prozent) weniger als im Jahr 2019. Im Monatsverlauf 2020 wurde der absolute Tiefstand der anerkannten Arbeitsunfälle im Dezember mit 360 erreicht. Den zweitniedrigsten Monatswert findet man während des ersten Lockdowns im April 2020 (488 anerkannte Arbeitsunfälle).

Die normalerweise wichtigste Kennzahl, die Unfallrate – also die Relation zwischen der Anzahl der Arbeitsunfälle und der Anzahl der Beschäftigungsverhältnisse – verliert durch die Kurzarbeit stark an Aussagekraft. Denn wenn Beschäftigte z. B. nur 20 Prozent der normalen Zeit am Arbeitsplatz verbringen, besteht auch nur in einem Fünftel der Zeit überhaupt die Gefahr, einen Arbeitsunfall zu erleiden. In Wien lag die Unfallrate je 1.000 Beschäftigungsverhältnisse 2020 bei 12,33.

„Das vergangene Jahr hat gezeigt, dass von heute auf morgen alles anders sein kann. Die Beschäftigten waren weniger mobil, viele arbeiteten im Homeoffice oder waren in Kurzarbeit. In dieser herausfordernden Zeit war die AUVA ein zuverlässiger Partner für Unternehmen. Mit Infos und Beratungen zur Covid-19-Prävention am Arbeitsplatz haben wir Wiener Unternehmen dabei unterstützt, Arbeitsplätze und -bedingungen für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter möglichst sicher und gesund zu gestalten“, so der Vorsitzende der AUVA-Landesstelle Wien, KommR Peter Engelbrechtsmüller.

Auch Wegunfälle gingen stark zurück

Die geringere Mobilität aufgrund von Homeoffice und Arbeitszeitreduktion führten 2020 zu deutlich weniger Wegunfällen im Vergleich zum Vorjahr. Mitarbeiter aus Wiener Betrieben hatten 2020 auf dem Weg zur Arbeit oder wieder nach Hause 2.294 Wegunfälle, das sind um 32,07 Prozent weniger als 2019. 

Unfallträchtigste Branchen, häufigste Unfallursachen

Die absoluten Unfallzahlen sanken 2020 in allen großen Wirtschaftsklassen. Was die Häufigkeit betrifft, so gibt es hier aber im Vergleich zu 2019 keine Verschiebungen. Die unfallträchtigste Branche in Wien bleibt nach wie vor der „Bau“ (2.051 Arbeitsunfälle bzw. 20,24 Prozent aller anerkannten Arbeitsunfälle unselbständig Erwerbstätiger in Wiener Betrieben). Dahinter folgen die Branchen „Handel“ (1.613 Arbeitsunfälle) und „Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen, z.B. Arbeitskräfteüberlassung“ (1.476 Arbeitsunfälle).

Auch bei den Unfallursachen gab es im Vergleich zu 2019 keine Änderungen. Die häufigsten Unfallursachen in Wiener Betrieben waren 2020 mit 36,66 Prozent „Kontrollverlust“ über Maschinen, Transportmittel und Werkzeuge (3.715 Arbeitsunfälle), mit 22,14 Prozent „Stürze“ (2.244 Arbeitsunfälle) und mit 18,28 Prozent „Unkoordinierte Bewegungen“, z. B. Anstoßen, Zusammenstoßen oder Treten auf scharfe Gegenstände (1.853 Arbeitsunfälle).

Mit dem geringeren Arbeitsunfallaufkommen sank auch die Zahl der Krankenstandstage in Wiener Betrieben: Im Vergleich zu 2019 wurde mit 125.139 Krankenstandstagen ein Rückgang von 19,69 Prozent verzeichnet. Durchschnittlich waren Beschäftigte nach einem Arbeitsunfall mit 12,35 Tagen jedoch um fast zwei Tage länger im Krankenstand als 2019.

Berufskrankheiten: Lärmschwerhörigkeit weiterhin an der Spitze

Pandemiebedingt liegen die Meldungen für eine Berufskrankheit und die anerkannten Berufskrankheiten-Fälle auf einem deutlich niedrigeren Niveau als bisher. Im Bereich der AUVA-Landesstelle Wien, die für die Bundesländer Wien, Niederösterreich und Burgenland zuständig ist, gab es 2020 insgesamt 231 anerkannte Berufskrankheiten unselbständig Erwerbstätiger (2019: 303). Die häufigste Berufskrankheit im Landesstellenbereich war in etwas mehr als vierzig Prozent aller Fälle die durch Lärm verursachte Schwerhörigkeit (BK 33). An zweiter Stelle liegen Infektionskrankheiten (BK 38) mit 37 Fällen. Dahinter folgen asbestbedingte Erkrankungen des Rippenfells, der Lunge und des Kehlkopfs (BK 27a-d) mit 34 Fällen. 

Ein Jahr Pandemie – Prävention bleibt wichtigste Aufgabe der AUVA

„Durch die Corona-Krise hat das Thema Prävention einen zusätzlichen Stellenwert erhalten. Die Flexibilität, die sowohl vor Ort in den Unternehmen als auch von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Homeoffice gefordert wurde und wird, hat auch Auswirkungen auf die Prävention. Zu den bisher bekannten Arbeitnehmerschutz-Maßnahmen sind neue Aspekte dazugekommen, die für alle große Herausforderungen bedeuten“, resümiert Reinhard Minixhofer, Direktor der AUVA-Landesstelle Wien.

Um Unternehmen und ihre Beschäftigten auch in diesen herausfordernden Zeiten bestmöglich zur Seite zu stehen, hat das Präventionsteam der AUVA rasch reagiert und Info-Materialien und neue Beratungsangebote zum Arbeitnehmerschutz im Zusammenhang mit dem Coronavirus erstellt. Der persönliche Kontakt mit den AUVA-Präventionsexpertinnen und -experten ist aktuell vor allem durch Online-Beratungen möglich. Darüber hinaus wurde das Präventionsangebot um kostenlose Webinare zu wichtigen Präventionsthemen erweitert. Zudem stehen Unternehmen Videos, Merkblätter, Checklisten, Poster, Aufkleber und Blog-Beiträge kostenlos zur Verfügung.