Das Bauchfell hat eine wichtige Schutzfunktion für unsere inneren Organe. Ist es aber entzündet, ist Eile angeraten.
Viele Menschen wissen im ersten Moment wohl nicht genau, wo ihr Bauchfell liegt. Es macht sich in der Regel erst im Problemfall bemerkbar – dann dafür umso deutlicher: „Das Bauchfell ist hochsensibel“, erklärt Primar Dr. Andreas Shamiyeh, Vorstand der Klinik für Allgemeinchirurgie und Viszeralchirurgie am Kepler Universitätsklinikum in Linz. „Eine Entzündung des Bauchfells ist daher immer mit Schmerzen verbunden.“
Das Bauchfell ist eine dünne, durchsichtige Haut, die sowohl das Innere des Bauches auskleidet als auch die inneren Organe ummantelt. Es dient unter anderem der Flüssigkeitsregulierung im Bauchraum und bildet einen wichtigen Schutzmechanismus: Im Fall von Entzündungen in der Bauchhöhle dichtet das Bauchfell den Herd so weit wie möglich ab und versucht, eine Ausbreitung zu verhindern.
Lokal oder diffus?
Gelingt die Isolation des Herdes, spricht man von einer lokalen Bauchfellentzündung. Durchbricht jedoch eine Infektion die Barriere und verteilt sich in der Bauchhöhle, kommt es zu einer diffusen Bauchfellentzündung. Diese stellt eine akute Gefährdungssituation für den Patienten dar.
Infektionen in der Bauchhöhle entspringen meist den Organen. Entzündungen des Blinddarms, des Dickdarms, der Eierstöcke oder anderer Organe können in die Bauchhöhle durchbrechen und sich auf das Bauchfell ausbreiten. Eher selten gelangt eine Infektion von außen in die Bauchhöhle: „Vor einiger Zeit hatten wir ein Opfer einer Messerstecherei in der Chirurgie“, erzählt Dr. Shamiyeh. „Das Messer hatte den Darm angeschnitten und Stuhlkeime sind ausgetreten.“ Derartige Fälle seien aber sehr selten. Auch bei Operationen ist aufgrund der sorgsamen Hygienebedingungen eine Infektion sehr unwahrscheinlich. „Man operiert bei geplanten Eingriffen hochsteril. Dadurch ist gewährleistet, dass keine Keime in die Bauchhöhle eindringen.“ Die Diagnose „Verdacht auf Bauchfellentzündung“ erfolgt oft beim Hausarzt. Der Allgemeinmediziner kann Entzündungen des Bauchfells anhand der Symptombeschreibungen des Patienten und durch Abtasten der Bauchdecke gut diagnostizieren. „Der Körper schützt sich und spannt die Bauchmuskulatur im betroffenen Bereich stark an, die Bauchdecke wird bretthart“, so der Primar. Dann erfolgt die Überweisung in eine Klinik, wo die Diagnose mittels Labor und oft auch Computertomografie bestätigt wird. Denn es gibt noch ein anderes Krankheitsbild mit ähnlichen Symptomen: Die seltene Pseudoperitonitis diabetica, ein Bauchschmerz infolge einer Blutzuckerentgleisung bei Diabetikern, ähnelt stark einer Bauchfellentzündung. Diese Beschwerden bessern sich jedoch, sobald sich die Blutzuckerwerte des Diabetikers wieder verbessern. Es ist deshalb wichtig, den behandelnden Arzt auf einen vorliegenden Diabetes hinzuweisen.
Bei einer Bauchfellentzündung ist in den meisten Fällen ein chirurgisches Eingreifen unumgänglich: Mittels Bauchschnitt oder Bauchspiegelung wird die Ursache der Entzündung, etwa ein lokaler Eiterherd oder ein Loch in einem der inneren Organe, beseitigt und der Bauch gründlich ausgespült. Antibiotika ergänzen die Therapie und unterstützen den Körper beim Kampf gegen die Keime. Derartige akute Operationen kämen häufig vor und seien Routine, berichtet Dr. Shamiyeh, warnt aber vor einer Verharmlosung der Bauchfellentzündung: „Bei bestimmten Ursachen, etwa dem gefürchteten Dickdarmdurchbruch, kann eine Bauchfellentzündung auch tödlich enden.“
Mai 2022
Bild: Travelpixs/shutterstock.com