Über längere Zeit Bauchschmerzen zu haben und sich nach dem Essen oft unwohl zu fühlen, kann sehr belastend sein – besonders, wenn unklar ist, was hinter den Beschwerden steckt. Das ist bei einem Reizmagen häufig der Fall, denn die Diagnose kann langwierig sein.
Bei einem Reizmagen, auch funktionelle Dyspepsie genannt, treten über Monate Beschwerden im Oberbauch auf, die sich nicht durch organische Ursachen erklären lassen. Mit „funktionell“ ist gemeint, dass der Magen und der Zwölffingerdarm zwar gesund erscheinen, aber nicht so arbeiten, wie sie sollen. Manchmal bestehen zugleich noch andere Erkrankungen, deren Beschwerden die eines Reizmagens überlagern oder dessen Symptome verstärken, etwa eine Refluxkrankheit oder ein Reizdarm.
Unbekannte Ursachen
Wodurch genau ein Reizmagen entsteht, ist bisher nicht bekannt. Eine geringere Beweglichkeit des Magens, eine chronische Bakterieninfektion oder vorausgegangene Entzündungen im Verdauungstrakt könnten eine Rolle spielen. Außerdem begünstigen Depressionen und Ängste einen Reizmagen. Häufig spielen körperliche und psychische Aspekte zusammen.
Symptome
Ein Reizmagen kann sich unterschiedlich bemerkbar machen. Zwei Arten von Beschwerden sind jedoch typisch:
- Schmerzen oder ein brennendes Gefühl im Oberbauch, oft unabhängig von den Mahlzeiten (epigastrisches Schmerzsyndrom)
- verfrühtes Sättigungsgefühl beim oder Völlegefühl nach dem Essen (postprandiales Distress-Syndrom)
Weitere Symptome, die direkt mit dem Reizmagen zusammenhängen können, sind:
- Blähgefühl und Krämpfe im Oberbauch
- häufiges Aufstoßen
- Übelkeit und Unwohlsein
- Erbrechen (seltener)
Risikofaktoren
Weshalb es zu einem Reizmagen kommt, ist bislang nur zum Teil erforscht. Fachleute vermuten, dass verschiedene Faktoren dabei eine Rolle spielen. Normalerweise reagieren die Rezeptoren und Nerven des Magens auf normale Reize wie Druck, Dehnung oder chemische Stoffe in der Nahrung nicht mit Schmerzen. Allerdings wird die Schmerzwahrnehmung durch komplexe körperliche und psychologische Vorgänge gesteuert, die miteinander vernetzt sind. Reizt zum Beispiel eine Entzündung oder Infektion die Magenschleimhaut, können nach Abklingen der Entzündung auch normale Magenaktivitäten als schmerzhaft empfunden werden.
Weitere Ursachen können sein:
- eine chronische Infektion mit einem Helicobacter-pylori-Bakterium
- Bei manchen Menschen dehnt und entspannt sich der Magen nach dem Essen nicht so wie ein gesunder Magen. Dann verteilt sich der Mageninhalt nicht ausreichend, wodurch es schnell zu einem anhaltenden Völlegefühl bis zur Übelkeit kommen kann.
- Es ist möglich, dass der Mageninhalt verzögert in den Dünndarm weitertransportiert wird.
- Forscherinnen und Forscher vermuten, dass auch seelische Belastung und Anspannung sowie Angststörungen und Depressionen zu Magenbeschwerden führen können. Zusammenhänge mit zum Beispiel Immunprozessen im Dünndarm und einer erblich bedingten Anfälligkeit werden ebenfalls in Studien untersucht.
- Die Beschwerden könnten zudem durch Veränderungen der Mikroorganismen des Darms (Mikrobiom), der individuellen Zusammensetzung der Darmbakterien, entstehen oder beeinflusst werden.
Bei Kindern und Jugendlichen diskutieren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ebenfalls verschiedene Ursachen. Auf Stress durch Ängste, Sorgen, Überforderung oder belastende Erlebnisse reagieren Kinder häufig mit Bauchschmerzen. Die Bauchschmerzen können die Kinder wiederum auch psychisch belasten und in ihren Aktivitäten einschränken. Eine belastende Familiensituation kann das Risiko für länger anhaltende funktionelle Bauchbeschwerden bei Kindern erhöhen. Auch wenn ein anderes Familienmitglied chronische Schmerzen hat, gleich welcher Art, entwickelt ein Kind häufiger Reizmagen-Symptome. Zudem kann das Risiko erhöht sein, wenn die Beschwerden bereits im Kindergartenalter beginnen oder von Ängsten oder Depressionen begleitet sind.
Langwierige Beschwerden
Der Reizmagen kann über Monate und Jahre Beschwerden verursachen. Bei jedem zweiten Betroffenen verschwinden die Beschwerden nach mehreren Jahren auch ohne Behandlung. Die Erkrankung kann auch zurückkehren und immer wieder mal Beschwerden auslösen. Manche Menschen haben dauerhaft Schmerzen oder andere Reizmagen-Symptome.
Behandlung
Die gute Nachricht vorweg: Ein Reizmagen ist nicht gefährlich. Die Behandlung hat das Ziel, die oft belastenden Beschwerden zu lindern oder zumindest besser mit ihnen zurechtzukommen.
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen/ Red.
Juni 2022
Bild: AdobeStock/Andrey Popov