Mit ausreichend Intimhygiene kann Peniskrebs verhindert werden. Eine Krankheit steht wohl auf der Liste der männlichen Albträume ganz weit oben: der Peniskrebs. Tatsächlich kann die Krankheit sehr böse enden, mit Amputation des „besten Stücks“ bis hin zum Tod.
Nun aber zur – teilweisen – Entwarnung: Der Peniskrebs ist äußerst selten und lässt sich zumindest im Frühstadium gut behandeln. Mit ausreichend Hygiene kann er wahrscheinlich überhaupt verhindert werden.
Der Peniskrebs ist eine seltene Krebsart. Von 100 Krebserkrankungen bei Männern entfällt statistisch nur knapp ein Prozent auf Peniskrebs. Betroffen sind hauptsächlich Männer im vorgerückten Alter, die meisten Patienten sind bereits über 70 Jahre. Da der Peniskrebs bei beschnittenen Männern praktisch nicht vorkommt, wird ein enger Zusammenhang der Krebsentstehung mit mangelhafter Intimhygiene vermutet. Wahrscheinlich dürfte das Smegma genannte Sekret beteiligt sein, das sich bei vernachlässigter Hygiene unter der Vorhaut sammelt. Eine gewisse Rolle bei der Entstehung des Karzinoms wird auch dem Humanem Papilloma Virus (HPV) zugeschrieben, das unter hoher Wahrscheinlichkeit auch an der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs beteiligt ist. Univ. Doz. Prim. Dr. Helmut Heidler, bis April 2010 Vorstand der urologischen Abteilung am Linzer Allgemeinen Krankenhaus: „Der Zusammenhang mit dem HPV ist noch sehr spekulativ, aber der Zusammenhang mit der Hygiene ist eindeutig.“
Eigentlicher Auslöser für die Krankheit sei oft falsche Scham. Heidler: „Es gibt noch immer Männer, die sich mit einer Vorhautverengung nicht zum Arzt trauen. Weil eine Intimhygiene dann nicht mehr möglich ist, kann das fatal enden.“ Der Peniskrebs kann ab einem gewissen Stadium praktisch nicht mehr „übersehen“ werden. An der Eichel oder der Vorhaut zeigen sich rote Knötchen oder Verhärtungen, die nässen und auch leicht bluten können. Auch Entzündungen am Penisschaft, die nicht verheilen wollen, können ein Hinweis auf einen Krebs sein. Fortgeschrittene Penistumore können eine blumenkohlartige Oberfläche aufweisen oder als offenes Geschwür zu Tage treten. Ausgedehnte Tumore können auch auf die Schwellkörper und sogar auf die Bauchdecke übergreifen. Peniskarzinome bilden im Lymphsystem Metastasen, und zwar bevorzugt in den Lymphknoten in den Leisten und im Becken. Die Diagnose auf Peniskrebs kann der Urologe in der überwiegenden Zahl der Fälle bereits nach einer klinischen Untersuchung stellen. Zur Sicherung der Diagnose wird aber eine feingewebliche Untersuchung mit einer Gewebsprobe nötig.
Teiloperation oft ausreichend
Zur Behandlung von Peniskrebs stehen je nach Stadium und Lage des Tumors Strahlentherapie und Operation zur Verfügung. In den meisten Fällen ist eine Teiloperation des männlichen Gliedes ausreichend. Wird der Peniskrebs rechtzeitig entdeckt und behandelt, sind die Heilungs- und Überlebenschancen der Patienten sehr gut. Die Heilungsrate im Frühstadium liegt bei etwa 90 Prozent. In einem frühen Stadium genügt oft die Entfernung des tumorösen Gewebes. Dann ist mit dem verbleibenden Rest des Penis sogar noch ein normaler Geschlechtsverkehr möglich.
Der Peniskrebs ist eine der wenigen Krebsarten, die man – noch dazu sehr einfach – aktiv verhindern kann. Eine sorgfältige Sexualhygiene gilt als sichere Vorbeugung. Wer sich bei zurückgezogener Vorhaut täglich Eichel und Vorhaut mit Seife und Wasser wäscht, schließt jedes Risiko praktisch aus. Eine Vorhautverengung (Phimose), die eine effektive Intimhygiene verhindert, sollte jedenfalls rasch behandelt werden.
Heinz Macher
Juni 2010
Foto: Bilderbox, privat
Kommentar
Univ.-Doz. Prim. Dr. Helmut Heidler
Facharzt für Urologie und bis April 2010 Vorstand der urologischen Abteilung am AKh Linz