Akupunktur hilft nicht nur gegen eine Vielzahl von Beschwerden, auch in der Schmerztherapie hat es einen fixen Stellenwert. Denn das Einstechen mit den dünnen Nadeln setzt körpereigene Botenstoffe frei, verbessert die Beweglichkeit und fördert die Durchblutung, bestätigt Univ.-Prof. Dr. Sabine Sator-Katzenschlager, leitende Oberärztin der Akupunktur- und Schmerzambulanz an der Medizinischen Universität Wien.
War Akupunktur früher mit dem Hauch fernöstlicher Magie belegt, ist die Wirksamkeit heute wissenschaftlich belegt. Warum die Akupunktur auch im Bereich der Schmerztherapie gute Erfolge zeigt, erklärt Univ.-Prof. Dr. Sabine Sator-Katzenschlager: „Sticht man die Nadeln in bestimmte Körperpunkte, werden körpereigene Botenstoffe freigesetzt, die die Schmerzen lindern. Zudem fördert Akupunktur die Durchblutung und die Muskulatur wird weicher.“ Durch wiederholte Reizung der Akupunkturpunkte lässt sich die Schwelle der Schmerzempfindung erhöhen.
Lebensenergie Yin und Yang
Akupunktur ist eine alte Heilmethode. Die Akupunkturpunkte liegen auf so genannten Meridianen, das sind Leitbahnen im Körper. Im alten China herrschte die Meinung, dass diese Meridiane die Lebensenergie mit den Anteilen von Yin und Yang transportieren. Gesund ist demnach, wessen Yin und Yang in einem stabilen Gleichgewicht ist, ein Ungleichgewicht führt zu Krankheit. Akupunktur zielt darauf ab, Yin und Yang wieder in Einklang zu bringen, indem man die Akupunkturpunkte durch das Setzen von Nadeln beeinflusst.
Vorteile der Schmerzbehandlung mit Nadeln
Bei der Behandlung von Schmerzen mittels Akupunktur treten so gut wie keine Nebenwirkungen auf. Bei leichten bis mittleren Schmerzen reicht häufig Akupunktur alleine, um die Schmerzen zu lindern. Sind die Schmerzen stärker, ist es ratsam, Akupunktur mit Schmerzmitteln zu kombinieren. Akupunktur hilft in vielen Fällen nicht nur, die Medikamentendosis zu verringern, sondern auch Nebenwirkungen wie Übelkeit lindern. Zudem verbessert es die Beweglichkeit, was vor allem bei Schmerzen des Bewegungsapparates von Bedeutung ist.
Die Behandlung mit den Nadeln ist kaum spürbar, weil sie äußerst fein sind. Auch Kinder können deshalb behandelt werden. Völlig schmerzfrei ist die Behandlung mit dem Akupunkturlaser. „Akupunktur ist ein Verfahren ohne chemische Substanzen, die Behandlung ist deshalb bei vielen Patienten mit weniger Vorurteilen behaftet. Das bestätigt auch die enorm große Nachfrage“, so die Oberärztin. In Österreich übernehmen viele Krankenkassen einen Teil der Behandlungskosten. Voraussetzung ist, dass der Arzt eine entsprechende Ausbildung hat beziehungsweise das Diplom für Akupunktur der Österreichischen Ärztekammer besitzt.
Anwendungsgebiete
Akupunktur schafft bei unterschiedlichen Schmerzen Linderung: Sie hilft nicht nur bei chronischen Gelenksschmerzen sowie Rücken- oder Knieschmerzen, sondern auch bei Migräne und Spannungskopfschmerzen oder Unterleibsschmerzen. „Die meisten Patienten kommen allerdings bei Schmerzen im Bewegungsapparat oder bei Kopfschmerzen. Bei allem, was operationswürdig ist wie beispielsweise ein eingeklemmter Nerv, hat Akupunktur jedoch keinen Stellenwert“, klärt Sator-Katzenschlager auf.
Dauer der Behandlung
„Im Normalfall bei chronischen Schmerzen wird die Akupunkturbehandlung ein Mal wöchentlich durchgeführt. Im niedergelassenen Bereich erfolgen insgesamt zehn bis 15 Sitzungen, die durchschnittlich 20 Minuten dauern. Handelt es sich um Akutschmerzen, kann die Behandlung auch mehrmals pro Woche erfolgen. In der Akupunkturambulanz in Wien sind einmal pro Jahr zehn Sitzungen möglich“, so die Medizinerin. In der Regel verwenden die ausgebildeten Mediziner 12 bis 16 Akupunkturnadeln pro Behandlung. Je nach Art des Schmerzes sollte nach einigen Monaten eine „Auffrischung“ in Form von einer oder mehreren erneuten Behandlungen erfolgen.
Dauerakupunktur
Bei gewissen Fällen ist es notwendig, eine längere Reizung zu erzielen, indem die Akupunkturnadeln über eine längere Zeit angesetzt werden – man spricht von einer Dauerakupunktur. Dabei greift der Arzt zu Einwegnadeln, die mehrere Tage am Akupunkturpunkt bleiben. Die Dauernadeln verursachen so gut wie keine Schmerzen, sind kaum sichtbar und ragen nur maximal einen Millimeter aus der Haut heraus. Für den Schutz und Halt der Nadeln sorgen kleine Heftpflaster.
Internettipp
Näheres zur Akupunkturambulanz liefert die Internetseite der Medizinischen Universität Wien unter www.anaesthesie-schmerz.meduniwien.ac.at. Weiter Informationen zur Akupunktur bietet www.akupunktur.org.
MMag. Birgit Koxeder
Dezember 2009
Foto: © Sabine Weiße / Pixelio.de