Jeder kennt die Wohltat von körperlichen Berührungen: Sie können das Wohlbefinden steigern und Stress abbauen. Seit mehreren Jahren macht sich eine Pflegemethode diese positiven Wirkungen zunutze: „Therapeutic Touch“ beruht auf der Annahme, dass das „Handauflegen“ die Selbstheilungskräfte stärkt. Die Methode wird in der Landes-Nervenklinik Wagner-Jauregg erfolgreich eingesetzt, wie DpGKS Irene Hewarth erklärt.
Therapeutisches Berühren – im Englischen als „therapeutic touch®“ (kurz: TT) bezeichnet – ist eine in den USA entwickelte Pflegemethode. Sie beruht auf der Annahme, dass das Berühren die Selbstheilungskräfte anregt. Die komplementäre Behandlungsmethode soll das menschliche Energiefeld harmonisieren und beim Patienten die körperliche und seelische Ausgeglichenheit fördern.
Patient als Energiesystem
Im Mittelpunkt dabei steht der Mensch, wobei es beim therapeutischen Berühren vor allem um das bewusste Wahrnehmen und Lenken der Vitalenergie, die auch als Qi bezeichnet wird, geht: „TT sieht den Patienten im Sinne des Modells der amerikanischen Pflegewissenschafterin Martha Rogers als offenes elektromagnetisches Energiesystem, welches sich im ständigen Austausch mit der Umgebung befindet. Mittlerweile ist diese Methode durch mehr als 600 Studien und tausenden von Fallstudien in ihrer Wirksamkeit belegt. Die klinische Praxis zeigt, dass sie eine erfolgreiche Unterstützungsmaßnahme ist“, erklärt Irene Hewarth, diplomierte psychiatrische Gesundheits- und Krankenschwester (DpGKS) an der Landes-Nervenklinik Wagner-Jauregg in Linz.
Breite Anwendungsmöglichkeiten des heilsamen Berührens
Therapeutisches Berühren soll bei zahlreichen Beschwerden und Krankheiten Linderung verschaffen. Bei Schmerzen wie Spannungskopfschmerz oder zur Wundbehandlung, aber auch bei onkologischen Erkrankungen zur Begleitung einer Strahlen- oder Chemotherapie sowie in der Palliativmedizin und Sterbebegleitung wird TT mittlerweile verwendet. Irene Hewarth: „In der Psychiatrie wird es bei Patienten mit Angst- oder Panikstörungen, Depressionen, Burn-out oder beim Alkohol- oder Drogenentzug eingesetzt. Weiters findet therapeutisches Berühren an der Landes-Nervenklinik in der Geriatrie, Jugendpsychiatrie, Neurologie und auf der Intensivstation Anwendung.“ „Therapeutic touch“ wird in der Landes-Nervenklinik Wagner-Jauregg von jenen Pflegepersonen ausgeübt, die die Basisausbildung zertifiziert abgeschlossen haben.
Elektromagnetische Felder verschmelzen bei Berührung
Therapeutisches Berühren soll die Lebensqualität verbessern und das Wohlbefinden steigern. Doch wie und warum wirkt die Pflegemethode? „Wenn man den Menschen als quantenmechanisches Vielteilchensystem betrachtet, bietet sich folgendes Erklärungsmodell an: Durch die Bewegung der geladenen Teilchen im Menschen wird ein elektromagnetisches Feld erzeugt. Das Feld des TT-Anwenders und des Patienten interagieren bzw. verschmelzen miteinander. Dadurch können Rückwirkungen auf die das Feld erzeugenden Teilchen entstehen“, so Irene Hewarth. Von den Patienten selbst wird das Berühren positiv erlebt. „Viele fühlen sich vitaler und kräftiger und berichten, dass sie besser schlafen und ruhiger sind“, sagt die psychiatrische Gesundheits- und Krankenschwester.
Therapeutisches Berühren ist eine komplementäre Methode, die die normale, ärztliche Behandlung ergänzt, aber nicht ersetzt.
MMag. Birgit Koxeder
Juni 2011
Foto: Bilderbox