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Vermeidbare Infektionsgefahr: Legionellen!

Vermeidbare Infektionsgefahr Legionellen2005 wurde eine Erkrankung an Legionellen gemeldet, sagt der Infektionsbericht des Gesundheitsamtes der Stadt Linz. Zudem kommen Legionellen-Fälle immer wieder in die Medien und auch vor Gericht, weil meistens die Pflege und Instandhaltung von Duschplätzen vernachlässigt werden.


Ein Beispiel: Die Legionellen-Erkrankungen im Frühsommer 2004 an einem Klagenfurter Campingplatz haben ein gerichtliches Nachspiel: Die Staatsanwaltschaft stellt gegen den Betriebsleiter Strafantrag wegen fahrlässiger Gemeingefährdung mit Todesfolge. Bei einer Verurteilung drohen bis zu drei Jahre Haft. Die Legionellen-Erkrankungen waren Ende Mai aufgetreten. Ein 60-jähriger Niederösterreicher aus dem Bezirk Neunkirchen ist am 4. Juli im AKH Wien verstorben. Ein Mann aus Bayern, der sich ebenfalls angesteckt hatte, überlebte dank der Behandlung im LKH Klagenfurt. Im Zuge der Erhebungen hatte sich herausgestellt, dass die Duschanlagen am Campingplatz im Jahre 1993 zum letzten Mal überprüft worden waren. Dabei hatte sowohl die Stadt Klagenfurt als auch das Gesundheitsministerium wiederholt auf die Legionellen-Gefahren hingewiesen. Der Betriebsleiter war daraufhin von der Stadtwerke Klagenfurt AG beurlaubt worden (Quelle: Kurier Artikel vom 21.12.2004)

Was sind Legionellen?

Legionellen sind Bakterien, die beim Duschen eingeatmet werden. Sie führen zu einer Erkrankung der Lunge, die bei Menschen ab 60 Jahren und bei immungeschwächten Personen eine schwere Lungenentzündung auslösen kann. Eine orale Infizierung ist nur dann möglich, wenn kontaminiertes Wasser durch Verschlucken in die Lunge gelangt.

Welche Erkrankungen werden durch Legionellen verursacht?

1976 kam es in Philadelphia in den USA zu einer Epidemie, bei der 182 von mehr als 4.000 Teilnehmern der American Legion akut mit Legionella pneumophila an der sogenannten Legionärskrankheit, einer schweren Pneumonie, erkrankten. 29 verstarben. Dieser Vorfall führte zu einer fieberhaften Suche nach der damals noch unbekannten Ursache. Schließlich konnte der Erreger als Bakterium identifiziert werden. In der Folge wurden geeignete Nachweisverfahren entwickelt. Weltweit konnten, auch rückblickend, zahlreiche kleinere Ausbrüche mit schweren Lungenentzündungen und Todesfällen als "Legionärskrankheit" bestätigt werden. Zwei größere Vorfälle in jüngster Zeit ereigneten sich 1999 in Bovenkarspel in Holland, wo es anlässlich einer Blumenschau durch zwei Whirlpools zu 233 Erkrankungen mit 22 Todesfällen kam, und 2001 in Murcia in Spanien mit 805 Erkrankungen und drei Todesfällen über Kühl- und Klimaanlagen. In der überwiegenden Anzahl handelt es sich jedoch um Einzelfälle. Bei über 90 Prozent der schweren Legionelleninfektionen kann die Art Legionella pneumophila nachgewiesen werden und hier wiederum in etwa zwei Drittel der Fälle die Serogruppe 1. Aber auch viele andere Legionellenarten sind pathogen.

Erkrankungen mit Legionellen treten in zwei unterschiedlichen Verlaufsformen auf, wobei bei beiden Begleiterscheinungen wie Unwohlsein, Fieber, Kopf-, Glieder-, Thoraxschmerzen, Husten, Durchfälle und Verwirrtheit vorkommen können. Die eigentliche "Legionärskrankheit" zeigt sich in einer schweren Lungenentzündung, die unbehandelt in 15-20 Prozent der Fälle tödlich verläuft. Die Inkubationszeit beträgt zwei bis zehn Tage, in seltenen Fällen bis zu zwei Wochen. In Deutschland rechnet man jährlich mit 6.000 bis 10.000 Erkrankungsfällen und etwa 1.000 – 2.000 Todesfällen. Diese Schätzzahlen gelten als abgesichert, da unabhängige Berechnungsansätze vergleichbare Werte liefern.

Wie verhalten sich Legionellen?

Bis zu Temperaturen von etwa 20° C vermehren sich Legionellen nur sehr langsam, so dass in diesem Bereich wegen der geringen Konzentration kein nennenswertes Erkrankungsrisiko besteht. Erst über 20° C steigt die Vermehrungsrate allmählich an und ist etwa zwischen 30° und 45° C optimal. Ab etwa 55° C ist die Vermehrung nicht mehr möglich und es kommt langsam zum Absterben. Eine sichere Abtötung findet erst knapp oberhalb von 60° C statt. Vermehrungsorte für Legionellen sind Wuchsbeläge, wenn große Oberflächen vorhanden sind, wie z.B. in Filtern, aber auch Schlämme oder Korrosionsprodukte. In derartigen Biofilmen können Legionellen trotz Desinfektionsmaßnahmen geschützt überleben, weil sie zu ihrem Schutz Schleimsubstanzen produzieren.

Wer ist besonders gefährdet?

Gefährdet ist prinzipiell jeder, doch sind vor allem ältere Menschen, Raucher sowie Menschen mit geschwächtem Immunsystem wie beispielsweise Diabetiker erhöht betroffen. Allgemein erkranken Männer mehr als doppelt so häufig wie Frauen. Kinder sind meist nur sehr selten betroffen.

Wie wird eine Legionellose behandelt?

Bei Verdacht auf eine Legionellose ist ein Arzt oder Krankenhaus aufzusuchen. Bestimmte Antibiotika sind gegenüber Legionellen gut wirksam. Eine Impfung gegen Legionellen existiert derzeit noch nicht.

Auf welche Weise kann man sich mit Legionellen infizieren?

Als Hauptinfektionsweg ist das Einatmen erregerhaltiger, lungengängiger Aerosole aus dem Warmwasserbereich anzusehen. Somit stellen insbesondere Duschen aber auch Aerosole am Wasserhahn Gefahrenquellen dar. Weiterhin gewinnen Legionellen als Krankheitserreger auch im direkten Schwimmbeckenbereich zunehmend an Bedeutung. Neben Whirlpools sprechen andere Anlagen auch sonstige mit einer Wasserversprühung oder -verrieselung wie künstliche Wasserfälle, Fontänen und auch Rutschen eine Rolle spielen können. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch findet dagegen nicht statt. Durch Aspiration (Einatmen von winzigen Tropfen) kann es auch über Becken und Leitungswasser zu Erkrankungen kommen.

Mag. Michael Schumm

April 2006


Foto: Wikipedia

Zuletzt aktualisiert am 11. Mai 2020