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Arzt mit Röntgenbild der Wirbelsäule

Wirbelbruch: Bruch-Stelle im Rücken

So wie jeder Knochen kann auch ein Wirbel brechen. Doch anders als bei Arm-, Bein- oder Kieferbrüchen haben Wirbelfrakturen altersbedingt verschiedene Ursachen: Unfälle bei jungen, Osteoporose bei älteren Menschen.

 

Im Gegensatz zu älteren Patienten, die an Osteoporose leiden, bricht bei jüngeren ein Wirbel nicht „einfach so“. „Bei ihnen ist eine hohe Krafteinwirkung, etwa durch Unfälle, notwendig“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Michael Ogon, Leiter des Wirbelsäulenzentrums am Orthopädischen Spital Speising in Wien. Wichtig für die Therapie ist die Art des Bruches. Beim Kompressionsbruch – dem „stabilen“ Bruch – staucht sich der Wirbel zusammen und wird dadurch kleiner. Beim „instabilen“ Berstungsbruch zerfällt der Wirbel in mehrere Teile. Der Kompressionsbruch wird meist ohne Operation therapiert und mit einem Mieder ruhiggestellt.

 

Oft unentdeckt

Dr. Ogon: „Im Wirbelkanal verläuft das Rückenmark. Bei einem instabilen Bruch kann es eingequetscht oder verletzt werden. Darum ist ein Wirbelbruch die häufigste Ursache für eine Querschnittlähmung.“ Um das Rückenmark zu entlasten, müssen Knochensplitter operativ entfernt werden. Zudem werden ober- und unterhalb des Wirbels Schrauben angebracht und der Wirbel mit Stäben stabil geschient. Bei jüngeren Menschen machen Wirbelbrüche nur einen kleinen Prozentsatz aller Frakturen aus. Denn bei Unfällen sind andere Verletzungen häufiger. Genau umgekehrt ist es bei Menschen ab einem Alter von rund 60 Jahren, die an Knochenschwund leiden. Bei ihnen stehen Wirbel- und Schenkelhalsfrakturen an oberster „Bruch-Stelle“. „Wirbel können spontan schon bei alltäglichen Tätigkeiten wie Kofferheben oder auch ganz ohne äußerliche Einwirkung einbrechen“, so der Orthopäde. Grundsätzlich kann jeder Wirbel brechen – auch mehrmals.

 

Oft werden Wirbelbrüche gar nicht gleich entdeckt. Primar Michael Ogon: „Ältere Personen, die ohne Ursache plötzlich Schmerzen im Rücken haben, glauben oft, sie hätten sich das Kreuz verrissen. An einen Spontanbruch eines Wirbels denkt man da nicht.“ Deshalb sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden, wenn der Schmerz nicht bald wieder abklingt.

 

Mittels Röntgen oder Magnetresonanztomographie wird der Bruch festgestellt. Behandelt wird er entweder konservativ mit Mieder, Schmerzmedikamenten und Physiotherapie – oder es muss operiert werden. „Dabei wird Zement in den eingebrochenen Wirbel gespritzt. Der Vorteil gegenüber der konservativen Therapie ist die sofortige Schmerzfreiheit“, erklärt Dr. Ogon. „So wird auch verhindert, dass sich der betroffene Wirbel verkleinert, was bei einem längeren Heilungsprozess passieren kann. Die Folge ist, dass man einen Rundrücken entwickelt.“

 

Wirbelbrüchen kann vorgebeugt werden. „Bei jungen Menschen ist die Unfallprophylaxe sehr wichtig. Sie sollten zum Beispiel beim Skifahren Rückenprotektoren tragen“, betont Dr. Ogon. Osteoporose-Patienten empfiehlt der Mediziner, mit Sport die Wirbel beweglich zu halten. Zusätzlich sollten sie Kalzium – etwa in Milchprodukten – zu sich nehmen. Mit Vitamin D wird das Kalzium in die Knochen eingebaut. Zur Bildung von Vitamin D in der Haut ist allerdings Sonnenlicht nötig. „In der dunkleren Jahreszeit kann das Vitamin in Form von Tropfen eingenommen werden“, rät der Primar.

 

Cornelia Schobesberger

Oktober 2015

 

Foto: shutterstock, privat

  

Kommentar

Kommentarbild von Prim. Univ.-Prof. Dr. Michael Ogon zum IFG-Printartikel "Wirbelbruch: Bruch-Stelle im Rücken", Ausgabe 2/2015„Wirbelbrüche kommen in fortgeschrittenem Alter häufig vor. Bewegung und Kalzium können vorbeugend helfen.“

Prim. Univ.-Prof. Dr. Michael Ogon

Leiter des Wirbelsäulenzentrums, Orthopädisches Spital Speising, Wien

Zuletzt aktualisiert am 13. November 2020