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Augenuntersuchung

Hornhautchirurgie ist ein innovatives Feld

Der Begriff Hornhautchirurgie umfasst zwei Bereiche: Die kurative, also heilende Chirurgie wie etwa die Transplantationund die refraktive Chirurgie, die die Brechkraft des Auges verändert und somit Fehlsichtigkeit aufheben kann. Letztere stellt eine Alternative zu Brille und Kontaktlinsen dar. 

Die Hornhaut (Cornea) ist die vorderste Schicht des Auges, die der Außenwelt zugewandt ist. Als eine Art Scheibe ist sie in die Lederhaut eingelassen, besteht aus fünf Schichten, ist glasklar durchsichtig, gewölbt und erfüllt zwei Aufgaben:

  • Sie schützt das Auge vor äußeren Einflüssen wie Wind, Regen etc.
  • Licht dringt durch die Hornhaut ins Auge ein und gemeinsam mit der Linse bricht die Cornea das Licht, damit es im Augeninneren punktförmig fokussiert wird. Das Auge hat eine Brechkraft von bis etwa 60 Dioptrien (dpt). Davon entfallen etwa 43 Dioptrien auf die Wölbung der Hornhaut. Normalerweise sollte die Hornhaut gleichmäßig gewölbt sein – wenn nicht, spricht man von Stabsichtigkeit (Astigmatismus).

Die Hornhautchirurgie ist ein innovatives Medizinfeld. „Bei der Hornhauttransplantation und auch bei der refraktiven Chirurgie hat sich in den letzen Jahren sehr viel Neues entwickelt“, erklärt Primar Univ. Doz. Dr. Matthias Bolz, Interimistischer Vorstand der Augenklinik im Kepler Universitätsklinikum Linz und nennt die häufigsten Probleme bzw. Eingriffe an der Hornhaut. 

Kurative Maßnahmen

Hornhauttrübung und -transplantation

Im Jahr 1905 wurde laut Bolz, die erste Hornhautverpflanzung vom Wiener Augenarzt Eduard Zirm durchgeführt. An der ursprünglichen Technik veränderte sich über einige Jahrzehnte nicht viel. Bei dieser perforierenden Hornhauttransplantation wird die zentrale Hornhaut in ihrer gesamten Dicke entnommen und durch Spendergewebe eines Leichenspenders ersetzt. Dieses wird mit feinsten Nähten in das Auge eingenäht.

„2006 ist es erstmals gelungen einzelne Hornhautschichten so zu trennen, dass diese zur schichtweisen Verpflanzung eingesetzt werden konnten. Diese sogenannte lamelläre Hornhauttransplantation hat sich bis heute weitestgehend durchgesetzt. In unserem spezialisierten Augenzentrum liegt mittlerweile der Anteil dieser neuen Operationsmethoden bei über 95 Prozent“, sagt Bolz. Die Transplantation macht keine Abstoßungsprobleme, weil die Hornhaut nicht durchblutet wird. Bei einer Volltransplantation muss der Patient rund vier Tage im Spital bleiben, wenn nur Teile eingesetzt werden noch kürzer.

Verschiedene Ursachen

Die häufigsten Ursachen, die eine Transplantation notwendig machen, sind angeborene Hornhautdystrophien und tiefe Narben etwa nach Entzündungen. Eine ursächliche Behandlung der Dystrophien ist bisher nicht möglich. Man summiert unter diesem Begriff rund 25 verschiedene genetisch bedingte Erkrankungen der Hornhaut, die durch eine beidseitige, mehr oder weniger starke Trübung der Cornea charakterisiert sind. Meist werden sie bei augenärztlichen Kontrollen vor dem 40. Lebensjahr festgestellt. Die Trübungen entstehen durch Störungen in der normalerweise sehr regelmäßigen Struktur der Hornhaut, welche die Durchsichtigkeit garantiert. Aber auch Ablagerungen verschiedener körpereigener Abbauprodukte können die Hornhaut trüben, was zunehmende Sehverschlechterung bedeutet.

Bei den Dystrophien der Hornhautinnenseite (Fuchs’sche Endotheldystrophie) kommt es im fortgeschrittenen Stadium durch die nächtlich geschlossenen Lider zu einem Anschwellen der Hornhaut und man sieht am Morgen schlechter als am Tag. 

Hornhautverletzungen

Eine Hornhautabschürfung (Erosio corneae) entsteht oft durch einen Kratzer, etwa verursacht durch einen Astschlag oder Fingernagel. Handelt es sich um eine kleine Abtragung, ist die Hornhautabschürfung meist nach 24 Stunden verheilt. Während die Hornhaut offen ist, besteht allerdings ein schmerzendes Fremdkörpergefühl. Man kann antibiotische Augentropfen oder -salben verschreiben, um Infektionen zu verhindern. Ist die Abschürfung großflächiger, kann eine Abschabung der Hornhaut oder phototherapeutische Keratektomie (PTK), eine Art Laserbehandlung, angezeigt sein. 

Ein Verblitzen (photoelektrische Keratitis) der oberen Hornhautschicht kann zum Beispiel beim Schweißen, Schneeblindheit oder wenn man ungeschützt in grelles Solariumlicht schaut, passieren. Bis das verblitzte Auge verheilt ist, dauert es circa 24 bis 48 Stunden. In dieser Zeit ist ein Augenverband empfohlen, um die Schmerzen bei der Augenbewegung zu minimieren und die Heilung zu fördern.

Sind tiefere Schichten verletzt, drohen Narben, die das Sehen dauerhaft stark eintrüben und zu Doppelbildern führen können. Eine Behandlung bis hin zu Hornhauttransplantation kann notwendig sein, um das Sehen wieder zu bessern. Ist die Hornhaut durchstoßen, kann das Wasser aus dem Auge abfließen. „In diesem Fall muss man die Hornhaut nähen. Die entstandene Narbe muss je nach Größe dann eventuell mit dem Laser abgetragen werden“, sagt der Linzer Augenfacharzt.

Auch eine Verätzung der Hornhaut kann zur Eintrübung führen und im schlimmsten Fall eine Transplantation notwendig machen.

Refraktive Maßnahmen 

Mittels lasergestützter refraktiver Hornhautchirurgie kann die Brechkraft des Auges verändert werden. Man spricht hier von so genannten Lebensstilmaßnahmen bei denen Kurz- und Weitsichtigkeit sowie Astigmatismus (Hornhautverkrümmung oder Stabsichtigkeit) aufgehoben oder verbessert werden. Diese Eingriffe stellen eine Alternative zu Brille und Kontaktlinse dar und müssen, sofern sie nicht medizinisch indiziert sind, vom Betroffenen selbst bezahlt werden (je nach Eingriff 3.000 bis 5.000 Euro für beide Augen).

Die PRK-Methode (photorefraktive Keratektomie) aus dem Jahr 1986 ist das älteste Verfahren zur Behandlung von Fehlsichtigkeiten. Eine Weiterentwicklung ist die LASIK Methode, die sich in den 1990er Jahren etabliert hat. Seit 2009 gibt es auch die LASEK Methode (=Laser-epitheliale Keratomileusis) als Alternative für Patienten bei denen zum Beispiel die Hornhaut zu dünn für das LASIK-Verfahren ist oder Hornhautnarben vorhanden sind. Heute werden auch Verfahren wie Epi-LASIK (epitheliale Laser-in-situ-Keratomileusis) verwendet. Gemeinsam mit dem Patienten wird je nach Fehlsichtigkeit und individuellen Bedürfnissen das optimale Verfahren ausgewählt.

„Am bekanntesten ist das LASIK-, sprich Laser-in-situ-Keratomileusis Verfahren, bei dem entweder mit einem Mikrokeratom oder einem Femtosekundenlaser, Femto-LASIK, ein Hornhautdeckel präpariert wird. Dieser wird zunächst aufgeklappt und dann kann mit einem Excimerlaser der gewünschte Hornhautabtrag erzielt werden, der die Fehlsichtigkeit ausgleicht. Der Deckel wird danach zugeklappt und an der Oberfläche bleibt nur eine kleine Wunde, die sich schon nach wenigen Stunden verschließt“, erklärt Bolz.

Die Operation erfolgt ambulant, das zu operierende Auge wird mit Augentropfen betäubt. Der Eingriff dauert nur wenige Minuten und ist schmerzfrei. Das Auge kann kurz nach der Operation tränen. Bereits nach einem Tag wird zumeist normales Sehvermögen erreicht, die endgültige Sehstabilität ist nach vier bis sechs Wochen zu erwarten. LASIK ist bei Kurzsichtigkeit von Erwachsenen bis minus 8 Dioptrien erfolgreich, bei Weit- und Stabsichtigkeit wird bis zu 4 Dioptrien operiert. Postoperativ verordnete Augentropfen helfen Infektionen zu vermeiden. 

Linsenchirurgie für extrem Fehlsichtige

Dank der modernen refraktiven Linsenchirurgie kann man auch extreme Fehlsichtigkeit, die für eine Laserbehandlung nicht mehr in Frage kommt, (mehr als -8 dpt und mehr als +3 dpt) sowie die Alterssichtigkeit (Presbyopie) ausgeglichen werden. Es werden Kunstlinsen, entweder zusätzlich zur eigenen Linse oder anstatt dieser, eingesetzt.

 

Mag. Christine Radmayr

November 2016


Bild: shutterstock

Zuletzt aktualisiert am 13. November 2020