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Sozioökonomische Determinanten von Medikamentenkonsum in Österreich: Zusammenfassung einer empirischen Analyse auf Basis der Österreichischen Gesundheitsbefragung 2006/07


Dr. Susanne MayerDie AutorInnen:
Dr. Susanne Mayer

ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Department of Health Economics des Zentrums für Public Health an der Medizinischen Universität Wien. 


Dr. August ÖsterleDr. August Österle

ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Department of Health Economics des Zentrums für Public Health an der Medizinischen Universität Wien.


KURZFASSUNG



Gleicher Zugang zu Gesundheitsleistungen für alle ist ein zentrales Gerechtigkeitsziel des österreichischen Gesundheitssystems bzw. der europäischen Gesundheitssysteme generell. Während es diesbezüglich auch eine breite wissenschaftliche Literatur zur ärztlichen Inanspruchnahme im Allgemeinen gibt, wurde der Medikamentenkonsum nach sozioökonomischen Status bislang tendenziell vernachlässigt.

Der Artikel fasst die zentralen Ergebnisse einer entsprechenden Untersuchung zu Österreich (Mayer und Österle, 2014, European Journal of Public Health) zusammen. Konkret wird darin der Frage nachgegangen, welche sozioökonomischen Determinanten Medikamentenkonsum hierzulande erklären können. Zu diesem Zwecke wurde die erste Welle der Österreichischen Gesundheitsbefragung, die zwischen 2006 und 2007 stattgefunden hat, auswertet und logistische Regressionen auf Basis der Daten der Bevölkerung ab einem Alter von 25 geschätzt.

Als zu erklärende Variablen dienten der Konsum von verordneten sowie rezeptfreien Medikamenten. Der sozioökonomische Status als erklärende Größe wurde über drei Proxys operationalisiert: Beschäftigungsstatus, höchste abgeschlossene Bildung sowie Haushaltseinkommen. Zudem wurden Gesundheitsindikatoren (selbsteingeschätzter Gesundheitszustand, chronische Erkrankungen), demographische Faktoren (Alter, Geschlecht) und die Zahl der ambulanten Arztbesuche als Kontrollvariablen berücksichtigt. Die Ergebnisse zeigen unterschiedliche Konsummuster nach sozioökonomischen Status: Während Individuen mit einer höheren Bildung und einem höheren Einkommen eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, rezeptfreie Medikamente zu konsumieren, haben weniger gebildete Individuen eine höhere Wahrscheinlichkeit verordnete Medikamente einzunehmen.

Aus einer Zusatzauswertung zum Hauptgrund des letzten Arztbesuches als zu erklärende Variable geht hervor, dass Individuen mit einem niedrigeren sozioökonomischen Status wahrscheinlicher zum Zwecke einer Rezeptverschreibung einen Allgemeinmediziner aufsuchen. Diese Ergebnisse deuten auf unterschiedliche Verhaltensreaktionen nach sozioökonomischer Schichtzugehörigkeit hin, die nicht zuletzt auch die institutionellen Anreizmechanismen im österreichischen Gesundheitssystem widerspiegeln.

Zuletzt aktualisiert am 14. November 2020