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10.11.2022, Wien/NÖ: AUVA-"Back to Life"-Award für Franz Klößl aus Waidhofen/Ybbs (NÖ)


Vor acht Jahren veränderte ein schwerer Arbeitsunfall das Leben des Notfallsanitäters Franz Kößl schlagartig. Für seinen engagierten Weg zurück ins Leben wurde er am Mittwoch, 9. November 2022, im Rahmen eines Festaktes in der Handelsakademie für zukunftsfähige Wirtschaft in Waidhofen an der Ybbs mit dem AUVA-„Back to Life“-Award ausgezeichnet.

In Vertretung von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner überreichte Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister den Award an Franz Kößl: „Als Notfallsanitäter haben Sie vielen Menschen geholfen und Leben gerettet. Durch einen schweren Unfall sind Sie selbst in eine lebensbedrohliche Situation gekommen. Aber mit Mut und harter Arbeit haben Sie sich ihren Platz im Leben zurück erarbeitet. Sie sind ein großes Vorbild“, so die Landesrätin in ihrer Laudatio.

Unfälle reißen Menschen plötzlich aus dem Leben. Aus Gesundheit kann binnen Sekunden Krankheit werden. Und dann ist alles anders: Man ist auf Hilfsmittel angewiesen, die Wohnung entspricht nicht mehr den Bedürfnissen, der Beruf kann nicht mehr ausgeübt werden. „Als AUVA unterstützen wir Betroffene in Lebenssituationen, in denen sie einen absoluten Kontrollverlust erleben und helfen mit allen geeigneten Mitteln, dass sie wieder in den Alltag zurückfinden”, sagt Peter Engelbrechtsmüller, Vorsitzender der AUVA-Landesstelle für Wien, Niederösterreich und das Burgenland. „Hinter Arbeitsunfällen stecken oft schwere Schicksalsschläge, aber auch beeindruckende Wege zurück ins Leben. Das zeigen wir Jahr für Jahr mit dem ‚Back to Life‘-Award“, so der AUVA-Landesstellendirektor Reinhard Minixhofer. Die Wirtschaftskammer NÖ und die Arbeiterkammer würdigten Kößl mit einem Warengutschein im Wert von 1.000 Euro und einem Wellnessurlaub in einem barrierefreien Hotel.

Preisträger Franz Kößl und Gattin (Bildreche AUVA: Gregor Nesvadba)

Arbeitsunfall im Juni 2014

Franz Kößl war zum Zeitpunkt seines Unfalles als Ausbildungsleiter beim Österreichischen Roten Kreuz tätig und erkundete gerade einen neuen Übungsplatz. Auf dem Rückweg zu seiner Dienststelle stürzte er schwer und brach sich die oberen Halswirbel. Der erfahrene Notfallsanitäter wusste sofort, was mit ihm passiert war. In den folgenden 90 Minuten, bis er gefunden wurde, konzentrierte er sich darauf, zu überleben: „Die Lähmung hatte meine Atmung geschwächt. Dank meiner beruflichen Erfahrung bin ich nicht in Panik verfallen, sondern habe mich nur darauf fokussiert, genug Luft zu bekommen“, schildert Kößl, der nach dem Unfall bei vollem Bewusstsein war. Mit dem Hubschrauber wurde er ins AUVA-Unfallkrankenhaus Linz gebracht und sofort notoperiert. Als er am nächsten Tag aufwachte konnte er sich nicht bewegen, nicht sprechen, nicht trinken oder essen und musste beatmet werden. Am Anfang war die Verzweiflung groß: „Es hat ein bisschen gedauert, bis ich alles realisiert habe. Mit der Unterstützung meiner Familie und Freunde ist es mir aber bald gelungen, wieder nach vorne zu schauen“, sagt Kößl.

Für seine Rehabilitation hatte er drei Ziele: Er wollte von der Beatmung wegkommen, wieder durchschlafen und zumindest eine Hand bewegen können. Bis auf das letzte Ziel hat er alles erreicht. Weil das Lungenvolumen fehlt, spricht er langsam und mit leiser Stimme. Mit Hilfe eines Computerprogramms kann er Geräte steuern, Texte schreiben oder ins Internet gehen.

Ein Tag im Leben von Franz Kößl

Als Franz Kößl nach acht Monaten wieder nach Hause kam, war das Haus bereits so umgebaut, dass er dort wieder gut leben konnte. Für den Alltag stehen ihm nun zwei persönliche Assistentinnen für 35 Wochenstunden zur Seite. Nach dem Frühstück macht er verschiedene Übungen (Atemübungen, Inhalationen, Physiotherapie, Stromimpulse gegen die Verspannungen und Schmerzen, fallweise Logopädie und psychologische Betreuung). Zu Mittag kommt er aus dem Bett in den Rollstuhl, wo er bis zum Abend bleibt. In diesen Stunden hat Herr Kößl seine Freizeit. Er liest Zeitung, es kommt Besuch oder er ist mit seiner Familie zusammen. Gemeinsam lösen sie Rätsel, gehen in den Garten oder fahren spazieren. Ein spannendes Hobby ist das Schreiben. Er schreibt zu bestimmten Anlässen oder einfach so, was ihm gerade einfällt. Fallweise hält er Vorträge über sein Schicksal und wie er es bewältigt. Es macht ihm Spaß, dass er anderen Menschen etwas vermitteln kann. Er diskutiert gerne gesellschaftspolitische Fragen und engagiert sich leidenschaftlich für Auswege aus der Klimakrise („Waidhofner Klimaproteste“).

Glück in den kleinen Dingen

Der 61-jährige Kößl ist mit seiner Situation aktuell zufrieden und hofft, dass es noch lange so bleibt. Seit dem Unfall, sagt er, genieße er das Leben bewusster und schaue mehr auf die kleinen Dinge als früher. Mit seiner Gattin Monika ist Kößl seit 1985 verheiratet. Eines seiner Ziele ist, „zumindest noch ziemlich gesund die goldene Hochzeit mit ihr zu feiern”. Das Paar hat drei erwachsene Kinder: Jakob, Lucia und Raphael, sowie den Enkel Samuel. Diesen Sommer war die Familie zum ersten Mal wieder auf Urlaub, in Kärnten am Weißensee. Ende Oktober besuchten sie das Reinhard Mey-Konzert in München. Kößl kennt alle der über 500 Lieder und besucht seit 1980 regelmäßig seine Konzerte. Er mag die authentische Art des Sängers und seine intensive Präsenz im Moment.

Ob er die Zeit gerne zurückdrehen würde? „Mein Leben war vorher sehr schön. Die Arbeit als Notfallsanitäter war erfüllend. In der Freizeit bin ich gerne Mountainbike gefahren, auf Skitouren gegangen und habe Fußball gespielt. Das alles geht jetzt nicht mehr“, sagt Kößl. Aber er ist zufrieden mit dem, was da ist. „Es gibt wenige Momente, in denen das Schicksal weh tut“. Aber wenn Franz Kößl etwas im Leben gelernt hat, und so heißt es auch in seinem Lieblingslied von Reinhard Mey: „Fliegen kannst du nur gegen den Wind!“


Über die AUVA:

Bei der AUVA sind ca. 4,5 Millionen Personen gesetzlich gegen die wirtschaftlichen, gesundheitlichen und sozialen Folgen von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten versichert. Die AUVA finanziert ihre Aufgaben fast zur Gänze aus den Beiträgen der Dienstgeber:innen und übernimmt dafür die Haftung für Arbeitsunfälle und das Auftreten von Berufskrankheiten. Kernaufgaben der AUVA sind die Verhütung von Arbeitsunfällen sowie die Heilbehandlung und Rehabilitation. Ziel ist es, Unfallopfer und Beschäftigte mit Berufserkrankungen möglichst rasch wieder in den Arbeitsprozess zu integrieren. Eine weitere Kernaufgabe der AUVA ist die finanzielle Entschädigung. Diese vier Aufgabenbereiche der AUVA ermöglichen eine integrierte und effiziente Unfallversicherung mit hohem volkswirtschaftlichem und gesellschaftlichem Nutzen.

Die AUVA betreibt das Traumazentrum Wien mit den beiden Standorten Meidling und Brigittenau/Lorenz Böhler, die Unfallkrankenhäuser Linz, Salzburg, Klagenfurt und Steiermark mit den beiden Standorten Graz und Kalwang sowie die Rehabilitationszentren Meidling (Wien), Weißer Hof (NÖ), Häring (Tirol) und Tobelbad (Steiermark). In den Einrichtungen der AUVA werden jährlich rund 380.000 Patienten:Patientinnen auf medizinischem Spitzenniveau versorgt, davon 46.000 stationär.